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Fei Fränggisch Des Gnörzla vom Brot

Am Gnörzla kann man sich die Zähne ausbeißen. Denn so heißt vielerorts in Franken das Anfangs- oder Endstück des Brots. Aber das Wort kann noch viel mehr bedeuten. Und auch für das Brot-Endstück gibt es im Fränkischen noch viele weitere Bezeichnungen, weiß David Saam.

Von: David Saam

Stand: 28.06.2024

Fei Fränggisch: Des Gnörzla vom Brot

Es gibd Wordde im deudschn Schbrachraum, die senn überoll gleich. Wennsd z.B. Auto soochsd, verschdenn des die Leud in Flensburch genau erso wie z.B. die Leud in Innsbruck. Den Begriff Gnörzla dägeecher find mer dendenziell eher in Franggn als bspw. in Brandenburch. Do sochd mer lieber Kanten. In Westfalen Knäppchen, in Schwaben Riebele, in Baden Knäusle, in Österreich und Altbayern Scherzel, ganz im Norden Knust, in Franken gibbds u.a. nuch Rämbfdla, Kübble und Kipf. Und des woän fei lang nuch ned alle Bezeichnunga für des Anfangs- oder Endstück vo am Laib Brod. Und selbsd des am Anfang erwähnde Gnörzla is bloß a Variande. Über Franggn vädeild finden sich aa nuch Gnärzla, Gnötzla, Gnörzela, Gnädzl, Gnatzla oder Gnezle. Auf Hochdeutsch däd mer wohl am ehesdn Knörzlein soong, wos wiederum die Verkleinerung vom Knorz is.

Wo das Wort herkommt …

Im Etymologischen Wörterbuch des Deutschen vo Wolfgang Pfeifer hängd der Knorz mit dem Knorren zamm, welcher aufs mittelhochdeutsche knorre zurügggehd. Und des hodd Folgendes bedeuded: "knotenförmige Verdickung, hervorstehender Knochen, Knorpel, Auswuchs, Buckel". Hm… Knoten, Knochen, Knorpel, Knorren, Knorz. Des konn doch ka Zufall sei! Dadsächlich vermuded die Schbrachwissenschafd a gmeinsame germanische Wurzl, die wos Zammgedrüggdes, Geballdes bezeichned.

Knorz dauchd im 11. Jhd. auf und maand a "Verdickung, Auswuchs am Baum". Siggsdes! Und wemmer ezz ins Fränkische Wörterbuch der Universität Erlangen-Nürnberg schaua, donn find mer, dass Gnörzla und allerlei Variandn dävo ned bloß den Brodanschnidd bezeichna könna, sondern vielerords aa einen "kropfartigen Auswuchs am Brot".

… und was es alles bedeuten kann

Wemmer ezz des waaß, donn werd mer sich kaum gschmeicheld fühln, wemmer als glaaner Moo in Zirndorf välleichd als Knedzla bedidudlierd werd. Laud Fränkischem Wörterbuch könnerd amm des nämli durchaus bassiern. Für Lauf an der Pegnitz gibbds an Beleech, dass Knetzla doddn zu am "dicken und dabei sehr kleinen Bub" gsochd wern konn. Donn doch lieber des Hoär zu am Knodn aufschdeggn und ins oberfränkische Scheuerfeld foän. Do isses möglich, dass jemand rufd: "Ui, du hosd obbä a schöns Knörzla aufn Kubbf!" Ned orch weid endfernd lichd Meilschnitz. Wenn doddn die Menschen Knärzla sammeln geh, nochäddla bringers Reisig mid haam. A annerschds Kaliber is scho do des Knötzlein in Roßtal: Do schbrech mer nämlich vo am Baumstumpf. Aus dem kommer sicher subbä an Wurzelsepp schnidzn, obbä väschbeisn lässd si leichder und vorzüglicher schmeggend des Gnörzla vom Brod. Jednfolls solang mä si ned die Zäh dron ausbeißd.

"Gnochndroggn… Gnübblhardd… Gnadenbrod… Gnagg, gnagg, gnagg
Selbsd mid am Messa hosd ka Chance, naa,
Dei Konsisdenzla wie vo am Hölzla,
Vom ganzn Laib bisd Du des Schönsda,
Oh, dei Grüsdla muss gud gwürzd saa,
nix schmeggd bessa als du, mei Gnörzla
… oh, verflixd, naa! Des woä ezz doch mei Zähnla."

Unsere Rubrik "Fei Fränggisch"^

Des mit dem fränkischen Dialekt ist ja nicht so ganz einfach - also nicht falsch verstehen! Nicht nur zwischen Nordseeküste und Allgäu tun sich die Deutschen manchmal schwer, einander zu verstehen, auch innerhalb von Bayern ist das möglich. Das liegt an der Dialektvielfalt: "das Bayerische" oder "das Fränkische" gibt es ja gar nicht - stattdessen ostfränkisch, mainfränkisch, nord-, mittel- oder südbairisch oder das Schwäbische. Holla! In unserer neuen Rubrik "Fei Fränggisch" erklärt unser Autor David Saam in seiner unnachahmlichen Art ganz allgemeine oder auch mal ganz spezielle Dialektworte.


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