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Zwölfuhrläuten Artelshofen in Mittelfranken

Umgeben von Bergen der Hersbrucker Schweiz, wo das Pegnitztal noch schmal ist, schmiegen sich die Häuser des Dörfchens Artelshofen an die Hänge. Seit Jahrhunderten bildet das alte Schloss einer Nürnberger Patrizierfamilie die Dorfmitte.

Von: Wolfgang Näßer

Stand: 22.07.2012 | Archiv

Zwölfuhrläuten: Artelshofen in Mittelfranken

Etwas versteckt daneben, hinter Pfarrhaus und alter Schule und nur einen Steinwurf vom Flussufer entfernt, findet sich das schmucke Kirchlein St. Jakobus und Philippus.

Altar aus Dürer-Schule

1710 als Schlosskirche erbaut, wird das Gotteshaus aber seit jeher von der gesamten Gemeinde genutzt. Die Verbindung zu wohlhabenden Patriziern zeigt sich besonders in der kunstvollen Ausgestaltung, vor allem im formschönen Barockstuck von Donato Polli. Der italienische Meister war zur Entstehungszeit der Kirche im nahen Nürnberg tätig und wurde auch nach Artelshofen geschickt. Vom Dürer-Schüler Wolf Traut ist der ursprüngliche Altar geschnitzt worden. Er kam Ende des 19. Jahrhunderts zum Schutz vor dem Verfall ins Bayerische Nationalmuseum und wurde durch eine Nachbildung der Grablegung Christi von Raffael ersetzt.

Privates Kirchenpatronat

Die sonst originale Ausstattung birgt eine seltene Besonderheit, einen sogenannten "Evangelischen Beichtstuhl". Der kunstvoll geschnitzte Stuhl ist offen und wurde in nachreformatorischer Zeit genutzt.
Eine andere Seltenheit verbirgt sich in der Verbindung zum Schloss. Zahlreiche Familienwappen in der Artelshofener Kirche zeugen vom Amt des Kirchenpatronats. In nur einem Dutzend anderer evangelischer Gemeinden in Bayern besteht noch so ein privates Kirchenpatronat. Auch der neue Schloss-Besitzer von Artelshofen hat vor einigen Jahren das Amt mit übernommen und sitzt an ganz besonderen Tagen auch  in der Patronatsloge.
Ihm ist es zu verdanken, dass zum 300-jährigen Kirchweihfest 2010 eine  dritte Glocke für die evangelische Gemeindekirche gestiftet wurde.


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