Zwölfuhrläuten Heidenheim in Mittelfranken
Wo in Heidenheim beginnen? Beim malerischen Dorfzentrum und seinen ehrwürdigen Linden vor den alten Häusern, beim Münster aus dem 12. Jahrhundert, oder mit dem 752 vom Heiligen Wunibald gegründeten Kloster ? Warum nicht damit, dass Heidenheim zu den europaweit ersten Orten zählt, in denen eine Glocke erschallte?
Das war vor 1.230 Jahren. Es wird zwar nur eine aus Eisen geschmiedete Glocke gewesen sein, nach angelsächsischer Art, denn Wunibald stammte aus Wessex und sie hing im Kirchenschiff und nicht im Turm, aber sie verweist auf die beeindruckende Vergangenheit dieses knapp zweieinhalb Tausend Einwohner zählenden Marktes am Hahnenkamm im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen.
Neun Glocken erschallen
Der Hahnenkamm ist ein etwa 20 Kilometer langer Jura-Kalkstein- Nordwestausläufer der Fränkischen Alb und gilt als Sprachendreieck für Fränkisch, Schwäbisch und Bayrisch. Die Nibelungen sollen auf ihrem verderblichen Zug nach Ungarn hier durchgekommen sein. Die Westfassade der dreischiffigen, romanischen Pfeilerbasilika gibt dem Heidenheimer Ortszentrum eine ganz eigene Würde. Unter den Ziegel gedeckten Spitzhauben der mächtigen Zwillingstürme - die Doppelturmanlage wurde im 19. Jahrhundert wegen Baufälligkeit abgetragen und völlig neu aufgebaut - schwingen seit 1988 neun Glocken – davon zwei aus dem fünfzehnten und drei aus dem achtzehnten Jahrhundert.
Vollendete Bauschöpfung
Wer - eingeladen vom Schild "offene Kirche" der evangelischen Gemeinde Heidenheim - das Gotteshaus betritt, spürt das Zusammenspiel von Hoher Romanik im Langhaus und hoher Gotik im Chor und bestaunt die kunstvollen Grabdenkmale aus Stein, vor allem die Wunibalds, des ersten Abtes und der heiligen Walburga, seiner Schwester und Nachfolgerin im Amt. Vielleicht vernimmt er dabei, mit den Worten des Kirchenführers ausgedrückt – die wundervolle Melodie vollendeter Bauschöpfung.