Zwölfuhrläuten Büchenbach in Mittelfranken
Büchenbach liegt recht zentral zwischen Nürnberg und der beliebten Urlaubsregion Fränkisches Seenland. Aber das spielt keine Rolle, wenn immer am letzten Juli-Wochenende in Büchenbach "Kerwa" gefeiert wird. Da geht’s buchstäblich rund im alten Ortskern. Mit Fahrgeschäften, Buden, Bratwürsten, Küchla, Bier und Schnaps.
Im Fall Büchenbach steht der Geburtstag eines der wenigen spätromanischen Zeugnissen der Gegend im Mittelpunkt: die Willibaldskirche.
Zwei Türme und markante Fledermausgauben
Der Sandsteinbau kündet vom Glauben, aber auch davon – das passt wieder zur Kirchweih – dass in Büchenbach früher mit Hopfen gute Geschäfte gemacht werden konnten. St. Willibald hat außer dem eigentlichen Glockenturm noch einen zweiten, kleineren Aufzugsturm über dem Eingang und außerdem eine Anzahl markanter Fledermausgauben zur Belüftung des Dachraums.
Die beiden charakteristischen Details weisen darauf hin, dass auf den Dachböden der Kirche Hopfen gelagert wurde. Möglicherweise brachten die Bauern aus dem gesamten Kirchensprengel dort ihre Ernte in Sicherheit, wenn Gefahr drohte. Tatsächlich trägt die Kirche mit dem starken Turm, den über einen Meter dicken Mauern und mit den Spuren zweier Schießscharten etwas Wehrhaftes zur Schau.
Über das Laster der Trunkenheit
Im Innenraum finden sich am Pfarrstuhl das Wappen der Markgrafen von Ansbach, das Bild "Geißelung Christi" über dem Chorbogen, sowie Bilder von Martin Luther und Philipp Melanchthon neben der Kanzel. Den Altar schmückt eine Kreuzigungsgruppe aus Lindenholz.
Erster evangelischer Pfarrer in Büchenbach war im Jahre 1526 übrigens Sebastian Franck. Der in Donauwörth geborene Pazifist sagte sich später von allen Konfessionen los und entwickelte eigene Ideen eines dogmenfreien Christentums. Eine seiner zahlreichen Schriften mag nicht recht zur Kirchweih passen. Ihr Titel: Von dem greulichen Laster der Trunkenheit …