Zwölfuhrläuten Mindorf in Mittelfranken
Auf der Strecke von der Ausfahrt Hilpoltstein der Autobahn München-Nürnberg zur malerischen Burgstadt am Rothsee weist ein Straßenschild den Weg nach Mindorf. Es ist ein kleiner, stiller Ort, 1316 erstmals urkundlich erwähnt.
Optischer wie geistlicher Mittelpunkt ist die St.-Stephanus-Kirche, deren Glocken aus dem 16. und 17. Jahrhundert mit ihrem mystischen Klang heute ins Land läuten. Verschiedene Jahreszahlen am Turm und Schiff erinnern daran, dass Mindorfs Gotteshaus nicht in einem Jahr erbaut worden ist. Wiederholt hat man Teile abgerissen und ergänzt, um- und neugestaltet.
Schablonenbemalte Bretterdecke
Erstaunlich, wie organisch die verschiedenen Stilelemente zueinander stimmen! Das gilt für das Äußere ebenso wie für das Innere. Hier sind zunächst die gotischen Fresken von Bedeutung, die man einst in der Turmsakristei freigelegt hat. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts dürften sie entstanden sein und künden von dem hohen Alter der Mindorfer Kirche, jedenfalls ihres unteren Turmteils.
Das Langhaus ist gut 200 Jahre jünger. Wohl einmalig ist seine schablonenbemalte Bretterdecke, die die Formensprache der Spätgotik widerspiegelt; mit ihren dunklen Farben ist sie für den künstlerischen Gesamteindruck des Raumes bestimmend.
Ziel vieler Kunstliebhaber
Nicht nur diese Deckenbemalung macht St. Stephanus zum Ziel vieler Kunstliebhaber – auch die Altäre im barocken beziehungsweise Rokoko-Stil, die reizvollen Prozessions-Zunftstangen, die große Eingangstür mit ihren handgeschmiedeten Eisenbeschlägen und das alte Gestühl ziehen die Blicke auf sich.
Der Heilige Stephanus, dessen Gedenktag heute auch in Mindorf begangen wird, grüßt die Besucher vom Mittelteil des Hochaltars. Und die kleinste Glocke hält mit ihrer Umschrift und ihrem Klangbild die Bitte an den Erzmärtyrer wach: Sancte Stephane, ora pro nobis – Heiliger Stephanus, bitte für uns.