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Zwölfuhrläuten Nürnberg in Mittelfranken

Vielleicht ist es schon manchem so ergangen: Man steht vor einem Kunstwerk und kann sich kaum sattsehen. Wer in der Nürnberger St. Lorenzkirche schon unter dem in sechs Meter Höhe schwebenden "Engelsgruß" gestanden ist, dem dürfte diese Erfahrung nicht fremd sein.

Von: Georg Impler

Stand: 22.07.2018 | Archiv

Zwölfuhrläuten: Nürnberg in Mittelfranken

Das Meisterstück spätgotischer Schnitzkunst zeigt Maria und Gabriel bei der Verkündigung. Die überlebensgroßen, prächtig gefassten Lindenholz-Figuren sind umgeben von einem Kranz aus 55 vergoldeten Rosen. Geschaffen hat es ein 70 Jahre alter Mann, der als verurteilter Betrüger lange keine Arbeit mehr hatte: Veit Stoß. Warum ihn der hochgeachtete Patrizier Anton II. Tucher dennoch damit beauftragte, kann nur einen Grund gehabt haben: Er schien ihm der Beste zu sein. Und als man im Sommer 1518 das als "Rosenkranz" bezeichnete Bildwerk im Hallenchor der Lorenzkirche aufzog, wurde vor aller Augen offenbar: Der Stifter hatte sich nicht geirrt.

Gotisches Gesamtkunstwerk

Die Nürnberger Lorenzkirche zählt zu den bedeutendsten Werken gotischer Baukunst in Deutschland. Mitte des 13. Jahrhunderts begonnen, wurde sie - finanziert von den Stadtbürgern - nach über 220-jähriger Bauzeit vollendet. Sie war eine der ersten evangelischen Kirchen, wobei ihre Kunstschätze die Bilderstürmerei der Reformationszeit überlebten. Wohl auch, weil man das Andenken der Stifter, also der eigenen Vorfahren, nicht schmälern wollte. So versetzen neben dem Engelsgruß auch das Sakramentshaus von Adam Kraft oder die wunderbaren Glasfenster bis heute ungezählte Gläubige, Kunstfreunde und internationale Touristen in ehrfürchtiges Staunen.

Zu den kostbaren Schätzen von St. Lorenz in Nürnberg gehört auch das Glockenensemble. Es ist auf beide Türme verteilt und besteht aus 16 Glocken.


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