Zwölfuhrläuten Nürnberg-Reichelsdorf in Mittelfranken
Am südwestlichen Rand der Frankenmetropole, zwischen Rednitz und Main-Donau-Kanal, liegt Reichelsdorf. Seit Jahrhunderten ein kleines Dorf, sorgte eine große Wohnbausiedlung in den 1970er Jahren für einen kräftigen Bevölkerungsschub.
Trotz dieser Verstädterung hat Reichelsdorf viel vom ländlichen Charakter behalten, das Leben in der evangelischen Philippusgemeinde ist noch vom Zusammenhalt der knapp 4.000 Gemeindemitglieder geprägt. Zahlreiche kirchliche Gruppen und Chöre zeugen davon.
Kirche mit Spenden gebaut
Dabei hatten die evangelischen Reichelsdorfer lange keine eigene Kirche, über Jahrzehnte fanden Gottesdienste in einer im Volksmund genannten "Notkirche" statt. Finanzierungsschwierigkeiten, Inflation und zwei Weltkriege verhinderten einen Kirchenbau. Erst 1958 nahmen Pläne für ein neues Gotteshaus Formen an. Mit großzügigen Spenden, vor allem durch den Nürnberger Industriellen Fritz Hintermayr, konnte 1965 die Reichelsdorfer Philippuskirche geweiht werden.
Zelthafter Charakter
Wie ein Zelt spannt sich das Dach über das Kirchenschiff, das im Inneren durch seine Schlichtheit beeindruckt. Der Blick ist aufs Wesentliche gerichtet. Der im Mittelpunkt stehende Taufstein, ein einfacher Altartisch und ein kleines Kreuz dahinter symbolisieren Glaube und Verkündigung. Nur durch indirektes Tageslicht beleuchtet, wird der zelthafte Charakter verstärkt. Wenige Details sind erst auf den zweiten Blick sichtbar, wie etwa ein angedeuteter Regenbogen im roten Sichtmauerwerk oder die Türknäufe am Eingang. Begrüßt die Gläubigen von außen noch ein sorgenvoll blickendes Gesicht, werden sie beim Hinausgehen freudestrahlend verabschiedet.
Eine wahrlich große Besonderheit der Philippuskirche ist nur zu hören. In einem schlanken, freistehenden Turm verbirgt sich ein viereinhalb Tonnen schweres Bronzegeläut vom Heidelberger Glockengießer Schilling. Mit gleich neun Stimmen rufen die Glocken die Reichelsdorfer Gläubigen zum Gebet.