Zwölfuhrläuten Rothenburg ob der Tauber in Mittelfranken
Wer kennt es nicht, das malerische Rothenburg, etwa 80 Kilometer westlich von Nürnberg? Jährlich drängen sich unzählige Touristen aus der ganzen Welt durch die über dem Taubertal thronende Altstadt mit ihrem mittelalterlichen Charme. Sie bewundern die schönen Fachwerkhäuser und romantischen Gässchen oder machen einen Rundgang auf der begehbaren Stadtbefestigung.
Die Wunden der Zerstörungen am Ende des Zweiten Weltkriegs sind im Stadtbild bestenfalls auf den zweiten Blick erkennbar, dank eines hervorragend umgesetzten Wiederaufbaukonzepts in den 1950er- und 1960er-Jahren.
Über 170 Jahre Bauzeit
Zahlreiche Türme überragen den historischen Ortskern. Die beiden höchsten gehören zur evangelisch-lutherischen Stadtkirche St. Jakob, einer mächtigen gotischen Hallenkirche mit drei Schiffen und zwei Chören. Mehr als 170 Jahre Bauzeit waren bis zur Vollendung und zur Weihe des Gotteshauses nötig.
Der älteste Teil ist der vor genau 700 Jahren fertiggestellte Ostchor mit dem sehenswerten Zwölf-Boten-Altar von 1466. Auf seiner Rückseite sind die älteste Darstellung der Stadt Rothenburg zu sehen und seltene Bildlegenden von Jakobuspilgern.
Riemenschneider-Kostbarkeit
Zur größten Kostbarkeit von St. Jakob, dem Heiligblut-Altar, gelangt man über einige Treppenstufen auf die Empore des Westchors. In handwerklicher und gestalterischer Perfektion schuf der bedeutende Würzburger Bildschnitzer Tilman Riemenschneider den Altaraufbau für eine Heiligblut-Reliquie mit drei biblischen Szenen: Einzug Jesu in Jerusalem, Abendmahl und Ölberg. Seitlich des Ostchors erheben sich die zwei Türme mit unterschiedlich hohen, durchbrochenen Helmen.
Aus den Glockenstuben ertönt ein bedeutendes sechsstimmiges, frühbarockes Glockenensemble, welches 1626/27 von lothringischen Wandergießern direkt vor Ort gegossen wurde.