Zwölfuhrläuten Wörnitz in Mittelfranken
Wenn in Wörnitz in der Früh um acht Uhr die Glocken läuten, dann nicht etwa, weil sie damit die einzigartige Landschaft im Naturpark Frankenhöhe würdigen oder die Dorfbewohner grüßen wollen. Nein! Das tägliche Geläut‘ erinnert daran, dass während des Dreißigjährigen Krieges einmal dichter Nebel das Dorf derart einhüllte, dass es von einer kaiserlichen Söldnertruppe aus Kroatien verschont blieb.
Letztere wurde wegen ihrer bunten Uniformen "Türken" genannt und der dankbare Glockenklang fortan "Türkengeläut".
1709 renoviert und erweitert
Die alte Wehrkirche St. Martin mit dem typisch fränkischen Spitzhelmturm hat - mindestens - ein halbes Jahrtausend auf dem breiten Buckel. Das erweist sich an der Südseite des gotischen Turmes, wo im Unterbau in römischen Ziffern die Jahreszahl 1519 eingemeißelt ist.
Das Kirchenschiff stammt in der heutigen Form aus dem Jahr 1709. Damals wurde St. Martin gründlich renoviert und erweitert. "Auf Befehl und mit freiwilliger Unterstützung des hochlöblichen Magistrats Rothenburg durch vereinte Mittel und Kräfte", wie eine Inschrift verkündet. Damals war Luthers Lehre in Wörnitz schon längst etabliert.
Glocken sind kunsthistorische Rarität
Die Innenausstattung der Kirche stammt zum großen Teil aus dem 19.Jahrhundert. Dagegen sind die drei Glocken im Turm sehr alt und eine kunsthistorische Rarität. Sie wurden um 1770 bei Arnoldt in Dinkelsbühl gegossen und ertönen bis heute im schönsten Klang.
Wörnitz ist heute eine aufstrebende Gemeinde. Doch noch immer bildet die nunmehr 500 Jahre alte St. Martinskirche mit der uralten Gerichtslinde und einer großen Plastik zur Erinnerung an die mehrmalige Zerstörung des Ortes und die Verschonung von den "Türken" Mitte und Herz der Gemeinde im Landkreis Ansbach.