Zwölfuhrläuten Untergriesbach in Niederbayern
Wer sich fragt, wie das vor 750 Jahren zum Markt erhobene Untergriesbach die Mittel aufbringen konnte für ihre prächtige Michaelskirche, der darf 3.000 Jahre tief in die Geschichte eintauchen.
Denn schon die Bergleute in den Salzstollen von Hallstadt verbesserten ihre Fackeln mit dem Untergriesbacher Graphit und vom sagenhaften Reichtum der Graphitbauern zeugen heute noch stattliche Höfe und monumentale Grabdenkmäler.
Barockisierung dank Wohlstandes
Die zweite Quelle des Wohlstands speiste sich ebenfalls aus einem Bodenschatz, dem Kaolin, der Porzellanerde, die so hochwertig war, dass sich die Münchner und Wiener Manufakturen darum stritten.
Außerdem gab es im achtzehnten Jahrhundert etwa siebzig Weberfamilien in Untergriesbach. Ihr fürstbischöflich zertifiziertes Qualitätsleinen verkauften sie bis Florenz. Damals war dann auch das Geld da, die spätgotische Pfarrkirche St. Michael barock umzugestalten, so großzügig, dass sie immer noch unübersehbar die Silhouette des Ortes dominiert. Alle Nachbarhäuser überragend, steht sie auf einem sanften Höhenrücken des südlichen Bayerischen Waldes und grüßt über die verstreuten 106 Gemeindeteile hinein ins österreichische Donautal.
Fest für Augen und Seele
Nach der formalen Strenge der gotischen Vorhalle empfängt den Besucher ein Licht erfüllter, barocker Raum voll harmonischen Zusammenklangs. Vom Rotbraun des Adnedter Marmorfußbodens, über das Weiß der kannelierten Pilaster und Vierungspfeiler, dem reichen Schmuck der Altäre bis hinauf zu den farbenprächtigen Gewölbefresken, entfaltet sich ein Fest für die Augen und für die Seele.
Unter dem achteckigen Spitzhelm des Turms schwingt ein viereinhalb Tonnen schweres, 1949 in Bochum gegossenes, Stahlglockenquintett, das das Untergriesbacher Jubeljahr 2013 feierlich begleiten wird.