Zwölfuhrläuten Wildenranna in Niederbayern
Die Pfarrkirche Mariä Sieben Schmerzen steht, als ob sie das 700 Seelendorf hüten wollte, ein wenig erhöht über dem schönen, einen ehemaligen Anger umschließenden Ortskern von Wildenranna.
Vielleicht diente dieser Anger vor Zeiten auch als Futterplatz für die Pferde der Fuhrleute, denn hier verlief eine alte Handelsstraße von Passau nach Krummau in Böhmen.
Einmal Österreich und zurück
Für 1121 ist ein Ritter Werner von Ranaha bezeugt und in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts soll noch eine Burg gestanden haben. Nach mehrfachem Besitzwechsel kam 1506 das etwa 30 Kilometer nordöstlich von Passau an einem Südhang oberhalb der Ranna gelegene Gemeinwesen zum Erzherzogtum Österreich. 1765 kaufte der Passauer Fürstbischof Ernst von Firmian die Enklave um 315.000 Gulden für sein Hochstift zurück.
Schlicht, schön und voller Würde
Bayerisch ist Wildenranna seit 1803. Das stattliche, neuromanische Gotteshaus, dessen Spitzhauben bekrönter Turm weit über das Rannatal grüßt, wurde zwischen 1904 und 1906 nach den Plänen von Johann Baptist Schott errichtet. Der berühmte, aus Oberbayern stammende Baumeister des Historismus hat zahlreiche Kirchen im Bistum Passau gebaut, darunter die 8.000 Personen fassende St. Anna Basilika in Altötting, das größte im 20. Jahrhundert errichtete Gotteshaus Deutschlands. In Wildenranna entstand ein Kirchenraum von schlichter Schönheit, würdevoll in seinem klaren Ausdruck. Der in formstrenger Neoromanik gestaltete Altar passt sich da genauso ein wie die freistehenden Granitsäulen unter den Jochbögen des Langhauses.
Vierstimmiger Glockenklang
Die schön gefassten Schnitzskulpturen der Hl. Anna und der schmerzhaften Muttergottes unter dem Kreuz bilden einen gewissen Kontrapunkt, ebenso wie die Wandfresken des Langhauses und der Gurtbögen. Und schließlich, wen würde nicht das vierstimmige, akkordisch so reine, melodische Geläute erfreuen?