Zwölfuhrläuten Anzenkirchen in Niederbayern
Wer als Glockenfreund unterwegs ist nach Anzenkirchen und damit zur Pfarrkirche St. Laurentius, stößt bereits am nördlichen Ortsrand auf ein Objekt, daran ihn seine Neugierde nicht vorbei lässt: Das Werktor der Hammerschmiede Wensauer.
Dahinter herrschen Dämmerlicht und Lärm. Der Boden in der 80 Meter langen Halle vibriert unter den Maschinenhämmern, Funken sprühen, Essen fauchen. In der Glut stecken rotglühende Metallstücke. Blatt, Schaft und der Ansatz des Ballens zeigen, was das werden wird: die besten Glockenklöppel Europas. Zumindest sagen das namhafte Campanologen. Warum sonst auch hätte man die Bestellung für das neue Geläute von Notre Dame in Paris im niederbayerischen Rottal aufgegeben?
Nachfolger der Burgkapelle
Die Pfarrkirche St. Laurentius - vorher kommt man noch am stählernen, zwanzig Meter hohen Anzenkirchner Maibaum vorbei - steht wenige Hundert Meter entfernt in der Mitte des heute dem Markt Triftern eingegliederten Dorfes. Sein Ursprung lässt sich bis vor das Jahr 1000 zurückverfolgen, als vermutlich - der Ortsname legt das nahe - ein Anzio mit seiner Sippe eine kleine Holzkirche errichtet hat.
Das heutige, neugotische Gotteshaus entstand 1878. Auch die Innenausstattung der Laurentiuskirche ist neugotisch, ergänzt mit modernen Elementen. In ihrem Kern aber geht die einschiffige Anlage auf das 15. Jahrhundert zurück, wie der Chor mit seinem spätgotischen Netzgewölbe zeigt. Er könnte die Burgkapelle gewesen sein der Schenken von Neudeck und Anzenkirchen, die im 16. Jahrhundert von den Ortenburgern abgelöst wurden.
Aus dem fast 40 Meter hohen, Spitzhauben bedachten Turm läuten vier Glocken. Eine stammt aus dem Mittelalter, drei wurden 1954 von Perner in Passau gegossen.