Zwölfuhrläuten Iggensbach in Niederbayern
Warum hat Iggensbach, die malerisch an den Vorbergen des bayerischen Waldes gelegene Zweitausend-Einwohner-Gemeinde im Landkreis Deggendorf, eine Glocke im Wappen? Die Frage macht den Turmbesuch natürlich spannend.
Und tatsächlich, da hängt sie, nahe dem südlichen Schallfenster, knapp unterhalb der markanten Zwiebelhaube des gotisch-barocken Turms: Deutschlands älteste, in der Inschrift datierte Glocke.
Älteste Glocke 1144 gegossen
Sie wiegt 25 kg und misst in der Höhe ohne Krone 41 cm. Die Wandung ist 3 cm stark, der Ton etwas aufgeraut und verhalten. Sie wird nur per Hand und auch nur als Totenglocke geläutet. Die Lullusglocke im hessischen Bad Hersfeld ist zwar noch etwa 100 Jahre älter, ihr Gussjahr steht aber nicht auf der Glocke, sondern lässt sich nur erschließen, während die römischen Ziffern der Iggensbacher Glocke klar und deutlich kundtun: "Im Jahre 1144 nach der Menschwerdung des Herrn ist die Glocke gegossen", vielleicht, so ließe sich hinzufügen, im nahen Kloster Niederaltaich.
Zwei Glocken aus Barock
Bevor sie Anfang des 18. Jahrhunderts nach Iggensbach kam, könnte sie in der Burg Winzer gehangen haben, deren Mauerreste über dem gleichnamigen Markt im Landkreis Deggendorf stehen. Sie wurde im Österreichischen Erbfolgekrieg von dem berüchtigten Pandurenführer Trenck gesprengt, am Allerheiligentag 1744. Im Iggensbacher Pfarrkirchturm hängen noch vier Glocken, zwei stammen aus dem Barock, zwei wurden 1953 in Passau gegossen.
Schwammerl in den Kapitellen
Das heute neubarock ausgestattete Gotteshaus ist 1696 und 1880 abgebrannt und wurde mehrmals umgestaltet. Bei der Innenstuckierung 1920 bis -22 wohnten die drei Künstler im Pfarrhaus. Zum Essen gab`s reichlich, aber fast nur Schwammerl. So setzten die Stuckateure der Pfarrerhaushälterin ein Denkmal und ließen aus den Kapitellen der Empore Gips-Pilze wachsen, darunter einen mit weißen Punkten auf dem roten Hut - für die Köchin.