Zwölfuhrläuten Passau in Niederbayern
Das Zentrum der niederbayerischen Bischofsstadt Passau - zwischen Inn, Donau und Ilz - wird vor allem vom Dom, der Jesuitenkirche und der Stadtpfarrkirche St. Paul geprägt. Daneben finden weitere Sakralbauten ihren Platz, so auch die evangelisch-lutherische Stadtpfarrkirche St. Matthäus.
Die Protestanten konnten im katholischen Passau nach Reformation und Gegenreformation 1834 eine Gemeinde gründen. Zunächst richteten sie einen Betsaal im ehemaligen Jesuitenkolleg ein. Dann entstanden auf Betreiben von Andreas Rutz eine evangelische Schule und ein Kirchenbau. Unter Franz Christoph Wilhelm Bauer, der hier seit 1853 als Vikar tätig war, wurde das Gotteshaus nach Plänen des Münchner Hofarchitekten Friedrich Bürklein realisiert.
Schlicht und streng symmetrisch
Den Grundstein für die neugotische, dreischiffige Staffelkirche legte man 1856, die Einweihung erfolgte im Juli 1859. Das schlichte, in Form und Materialität streng symmetrisch gehaltene Innere wird von einer umlaufenden Empore mit gusseisernen Geländerverstrebungen bestimmt, die an die so genannte Industriegotik erinnert. Karlheinz Hoffmann entwarf 1959 den großen hölzernen Kruzifixus an der Chorwand sowie den Taufstein aus Granit, 1988 folgten Altar und Ambo.
Spannende Glockengeschichte
Ein achteckiger Spitzturm - der von zierlichen Türmchen mit Granitblumen flankiert wird - erhebt sich über dem Portal. Spannend ist die Geschichte der großen Glocke. Sie gehörte zu einem aus dem schlesischen Bad Dirsdorf stammenden Glockenensemble von 1810, das nach dem 2. Weltkrieg den Weg vom Hamburger Glockenfriedhof in drei bayerische Kirchen fand und so getrennt wurde. Die größere Glocke mit 465 Kilo Gewicht und einer warmen Klangcharakteristik kam nach Passau, wo sie bis heute mit zwei jüngeren Glocken der ortsansässigen Glockengießerei Perner ihren Dienst in St. Matthäus verrichtet.