Zwölfuhrläuten Zwiesel in Niederbayern
Allen Ernstes hatten die Evangelischen in der Bayerwaldregion in und um die Glasstadt Zwiesel in den 1960er Jahren in Erwägung gezogen, ihre Kirche abzureißen. Da war sie gerade mal 65 Jahre alt, aber in einem miserablen baulichen Zustand.
Zum Glück entschied man sich damals anders, sonst gäbe es heuer das Jubiläums-Festjahr "125 Jahre Zwieseler Kreuzkirche" nicht.
Kirche immer wieder restauriert
Vor nicht ganz 60 Jahren also wurde der neugotische Kirchenbau, der 1895 aus unverputzten Klinkerbacksteinen aufgeführt worden war, samt seinem 35 Meter hohen Turm von Grund auf renoviert. Es entstand, wie ein Chronist in einer Festschrift aus früheren Jahren anerkennend feststellte, "eine völlig neue Kirche im alten Mauer-Gewand."
Im Innern wurde damals ein neuer Altar und ein Taufstein aus Muschelkalk aufgestellt, es gab eine neue Kanzel und man schaffte ein bequemeres Gestühl an. Seither hat man die Kirche sorgsam gepflegt und immer wieder restauriert, und so ist sie einladend, zeigt sich hell und freundlich.
Wechselvolle Pfarreigeschichte
Die Zwieseler Kreuzkirche ist das geistliche Zentrum einer evangelischen Gemeinde in der Diaspora. Die Geschichte der Pfarrei ist wechselvoll: In der Reformationszeit war Zwiesel evangelisch, aber nicht lange. Die Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert brachte neue Erwerbsquellen – und wieder Christen lutherischen Bekenntnisses in die Arberregion. Die Gläubigen drängten bald auf die Installierung eines eigenen Seelsorgers, und sie bemühten sich um einen Kirchbau.
Von all dem wird in diesem Jubiläumsjahr im Bayerwaldstädtchen viel die Rede sein, besonders am Pfingstsonntag. Da werden dann die drei Glocken der Kreuzkirche besonders festlich erklingen. Die Gießerei Perner aus dem nahen Passau schuf sie im Jahr 1972.