Zwölfuhrläuten Förtschendorf in Oberfranken
An der Bayerischen Bier- und Burgenstraße durch den westlichen Frankenwald liegt Förtschendorf in der Marktgemeinde Pressig nördlich von Kronach. Die Bahntrasse von München nach Berlin zwängt sich hier durch das verengte Tal des Flusses Haßlach.
Beidseitig steigen bewaldete Hänge steil auf, und so kam in den 1960er Jahren, als der Fremdenverkehr gut florierte, die Bezeichnung "Berchtesgaden des Frankenwalds" auf.
Abwanderung nach der Wiedervereinigung
Nach der Wiedervereinigung verlor Förtschendorf an der einst deutsch-deutschen Grenze zum Thüringer Wald seine touristische Attraktivität. Neben einer Brauerei waren Stein und Holz lange Zeit die wichtigen Wirtschaftsfaktoren gewesen, aber der allgemeine Strukturwandel zwang nun viele Gewerbebetriebe zur Aufgabe. Besonders betroffen waren die Steinbrüche, in denen der Grauwacke-Schotter für den Eisenbahnbau produziert wurde. Junge Familien wanderten ab, die Einwohnerzahl sank um über ein Drittel auf rund 370.
Slawische Ursprünge
Wie viele Siedlungen in Nordostbayern geht Förtschendorf auf eine slawische Gründung zurück. Um das Jahr 1250 wurde es erstmals in einer Urkunde des Bamberger Bischofs Heinrich I. erwähnt. Das Hochstift bestimmte bis zur Säkularisation wesentlich die Geschicke Förtschendorfs, das seit dem 15. Jahrhundert zur Pfarrei Rothenkirchen gehörte. Der Kirchgang dorthin war beschwerlich, und erst vor genau 80 Jahren erfüllte sich der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus.
Ein dörfliches Gemeinschaftswerk
Auf einer markanten Anhöhe über dem Ort errichteten die Förtschendorfer als großes dörfliches Gemeinschaftswerk mit reichen Spenden und Arbeitsleistungen ihre Filialkirche Mariä Himmelfahrt. Der schlichte, einschiffige Saalbau mit Orgelempore und Flachdecke füllte sich im Lauf der Jahre mit vielen gestifteten Schnitzwerken und schönen Kunstglasfenstern. So ist die Dorfkirche mit ihren drei Glocken zum Mittelpunkt der Förtschendorfer Katholiken geworden, die sich sehr in der Laienkirche engagieren.