Zwölfuhrläuten Hof in Oberfranken
Die ockerfarbene St. Konradskirche steht direkt an der Ernst-Reuter-Straße, der Hauptverkehrsstraße von Hof. Das katholische Gotteshaus aus den 50er Jahren ist ein sichtbares Zeichen der Stadtgeschichte.
Wenig Katholiken
Nach der Reformation gab es fast drei Jahrhunderte keine katholische Pfarrei mehr in Hof. Dies änderte sich erst, nachdem Franken Anfang des 19. Jahrhunderts dem Königreich Bayern zugeschlagen wurde. Etwas später, 1864, wurde in Hof die katholische Marienkirche errichtet. Doch die Zahl der Katholiken blieb gering - bis zum Zweiten Weltkrieg waren nur zwei Prozent aller Einwohner der Stadt Hof katholisch.
Strom aus Flüchtlingen und Vertriebenen
Mittlerweile sind es rund 20 Prozent. Dafür sorgte vor allem der starke Zustrom von Flüchtlingen und Vertriebenen. Denn der Hofer Ortsteil Moschendorf beherbergte ab 1945 das größte deutsche Flüchtlingslager. Viele Bewohner des Lagers fanden in Hof eine neue Heimat. Die Marienkirche wurde zu klein. Deshalb bauten die Hofer 1953 ein zweites katholisches Gotteshaus. Es wurde dem Heiligen Bruder Konrad von Parzham geweiht, der im 19. Jahrhundert als Pförtner im Altöttinger Kapuzinerkloster wirkte.
Lebensgroße Bronzefigur
Der Kirchenpatron steht als lebensgroße Bronzefigur vor dem Tabernakel im Altarraum des schlichten, hallenartigen Baus. Ansonsten ist der Raum geprägt von Werken des Malers und Bildhauers Hubert Weber. Der oberfränkische Künstler verlor im Zweiten Weltkrieg beide Arme, die ihm der berühmte Professor Sauerbruch in zahlreichen Operationen durch Prothesen ersetzte. Weber gestaltete neben öffentlichen Gebäuden vor allem Kirchen in ganz Deutschland. In St. Konrad schuf er 14 Kirchenfenster mit Motiven aus der Offenbarung des Johannes und ein modernes Chorwand-Mosaik mit dem Lamm Gottes als Mittelpunkt.
Jesuitenpatres und Nonnen aus dem Kloster Oberzell bei Würzburg kümmern sich um diese Diaspora-Gemeinde, deren Einzugsgebiet weit über die Stadtgrenzen hinaus bis an die ehemalige deutsch-deutsche Grenze reicht.