Zwölfuhrläuten Marlesreuth in Oberfranken
Vier Glocken schallen aus dem Zwiebelturm der evangelischen Simon und Judas-Kirche in Marlesreuth, dem ehemaligen Weberdorf im Frankenwald. Während die älteste und größte Glocke noch von 1792 stammt, wurden die beiden kleineren im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen und 1951 durch drei neue ersetzt.
1362, also vor 650 Jahren, erscheint Marlesreuth - heute ein Stadtteil von Naila - erstmals in einer Urkunde - die Jubiläumsfeierlichkeiten ziehen sich durch das ganze Jahr.
Beeindruckende Barockausstattung
Über das Alter der Kirche dagegen ist nichts bekannt außer dem Hinweis, dass die hölzerne Vorgängerkapelle 1576 bei einem "Donnerwetter zerschlagen" worden ist. Das Gotteshaus, das den beiden Aposteln Simon, dem Eiferer und Judas Thaddäus geweiht ist, beeindruckt mit seiner Barockausstattung. Besonders der von den Evangelisten flankierte, Schnitzwerk reiche Kanzelaltar zieht den Betrachter an. Denn nicht nur die Kanzel ist direkt über dem Altartisch angebracht, ungewöhnlicherweise hat der Hofer Bildschnitzer Johann Nikolaus Knoll auch Orgel und Orgelgehäuse in den Aufbau integriert.
Wohlstand durch Webereien
Die üppige Ausstattung der kleinen Kirche, zu der auch ein imposanter Taufengel zählt und die Holzkassettendecke mit 25 Bildern aus der Heilsgeschichte, darf nicht vergessen lassen, dass in früheren Zeiten eher Tagelöhner und Handweber in Marlesreuth lebten. Ihren Alltag kann man gut im kleinen Weberhausmuseum nachvollziehen.
Wohlstand brachte dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Gründung mehrerer Webereien. Eine davon trägt bis heute mit seinen Möbel- und Dekorationsstoffen den Namen Marlesreuth in die ganze Welt hinaus. Dies gilt auch für das Werk eines weltweit agierenden, oberfränkischen Kunststoffherstellers.
Insgesamt kann der 700-Einwohner-Ort Marlesreuth so fast 300 Arbeitsplätze vorweisen.