Zwölfuhrläuten Wickendorf in Oberfranken
Warum die knapp 500 Einwohner des idyllisch im nordöstlichen Landkreis Kronach gelegenen Dörfchens weitum nur die "Karpfenpfeifer" heißen, ist ungewiss. Die einen sagen, die Wickendorfer hätten einen Karpfen aus Unkenntnis für einen Vogel gehalten, eingesperrt und vergeblich auf sein Pfeifen gewartet.
Die anderen meinen, sie hätten nicht gewusst, wie sie ihre Karpfen aus dem Dorfteich fischen sollten und versucht, die Fische pfeifend in die Bratpfanne zu locken.
Mit einem Augenzwinkern
Dergleichen darf natürlich nur im strengsten Irrealis verlautbart werden, indessen heute im 650 Jahre alten Dorf zu vernehmen ist, man pfeife erst, und zwar aus dem letzten Loch, seit man nach Teuschnitz eingemeindet worden sei und die ihren Stadtsäckel zuhielten. Wie auch immer, man besitzt so tief im Frankenwald und so nahe an Thüringen noch die Gabe der Selbstironie.
Kirche statt Provisorium
Die kleine, aber in schöner Proportion gebaute katholische Pfarrkirche "Rosenkranzkönigin" steht ein wenig über dem Ort, der daliegt gleich "einem Nestlein im Grund" – wie es vor 75 Jahren das Einweihungsgedicht beschrieb. Welch steiniger Weg bis dahin zu überwinden gewesen war, lässt sich erahnen, wenn man das raue Klima und die geringen Einkommensquellen in Betracht zieht. Trotzdem: Die Wickendorfer wollten nicht mehr bei Wind und Wetter nach Teuschnitz zur Pfarrkirche gehen und der provisorische Betsaal war unzumutbar geworden.
So entstand ein Gotteshaus, dessen schlichter, in freundlichem Gelbton gehaltener Innenraum durch den stark eingezogenen Chor und das eindrucksvolle griechische Kreuz an der Altarwand gekennzeichnet ist.
Bürger-Glocken
Die drei Glocken im Dachreiter ähnlichen Turm wurden von den Bauern und Arbeitern des Ortes gestiftet. Sie wiegen zusammen 500 Kilogramm und sind in "cis", "d" und "fis" gestimmt .