Zwölfuhrläuten Glashütten in Oberfranken
Der Turm scheint aus dem Märchenbuch gepurzelt: auf einem massiven Quader recken sich, von einer Balustrade umgeben, drei nebeneinanderstehende Spitzhelmtürmchen in den Himmel. Am mittleren, größeren, ist eine Uhr angebracht, die den Bewohnern des hübschen Dorfes Glashütten im Veldensteiner Forst zeigt, was es geschlagen hat.
Vor 400 Jahren hat Freiherr von Lüschwitz diese – im besten Sinn des Wortes – merkwürdige Kirche in den Garten seines Schlosses stellen lassen. Sein Sohn, Junker Gerhard, sorgte nach den Zerstörungen des 30-jährigen Krieges für ihren Wiederaufbau.
Kleinste Glocke von 1792
Zahlreiche Malereien, Inschriften und Stuckarbeiten schmücken den 1922 neu gestalteten Kircheninnenraum mit dem Kanzel-Altar und den blau-gestrichenen Bänken und Emporen. Das Deckengemälde zeigt das Dorf mit der Landschaft bis zum Tafelberg Neubürg in der Fränkischen Schweiz. Auf der einen Seite scheint die Sonne, auf der anderen ist es dunkel. Darunter die Worte: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende".
Drei Glocken rufen die Gläubigen zum Gebet: Nur die kleinste aus dem Jahr 1792 hat beide Weltkriege überlebt. Sie trägt den passenden Namen: Halleluja!
Der "Schrecken Frankens"
Der Name des 1500-Einwohner-Dorfes "Glashütten" hat übrigens nichts mit einer Produktionsstätte für Glas zu tun. Er wird vielmehr auf einen Ureinwohner Calasneo, einem Grenzwächter, zurückgeführt.
Bekannter war allerdings der auch in Glashütten sein Unwesen treibende Adelige Thomas von Absberg. Er legte eine steile Karriere als Raubritter hin und man nannte ihn den "Schrecken Frankens", weil er seinen Geiseln gerne eine Hand abhackte. Da ist einem doch ein einfacher Grenzwächter als Namensgeber schon viel lieber.