Zwölfuhrläuten Großgressingen in Oberfranken
Die kleine Rochuskirche steht idyllisch in der malerischen Landschaft des Naturparks Steigerwald und blickt hinunter auf die Häuser und Höfe von Großgressingen. Der dreihundertfünfzig Einwohner Ort ist ein Gemeindeteil von Ebrach, das berühmt ist für sein 1803 aufgehobenes Zisterzienserkloster mit der grandiosen frühgotischen Abteikirche.
Der Ursprung des über 400 Jahre alten, spätgotischen Rochuskirchleins hat jedoch überhaupt nichts mit Idylle zu tun. Es geht auf ein Siechenhaus zurück, welches das Zisterzienserkloster Ebrach hier auf dem Hügel, außerhalb der Ansiedlung, Ende des 16. Jahrhunderts für die Pestkranken errichten ließ. Zum Dank für das Abklingen der Pest hat man dann 1612 den einschiffigen Saalbau mit fast 15 Meter langen Innenraum aufgeführt.
Gotische Pieta
Der zisterziensischen Klosterregel nach gab es statt eines Turms nur einen Dachreiter. Und obwohl bereits die Renaissance in Schwange war, kam die Formensprache der Spätgotik zum Zuge. Die heutige Ausstattung der Kirche, etwa der frühbarocke Hochaltar, die Seitenaltäre und die Skulpturen der Pest-Patrone Rochus und Sebastian, stammen überwiegend aus dem 17.und 18. Jahrhundert.
Eine Ausnahme macht die in Rot, Blau, Weiß und Silber gefasste gotische Pieta. Sie gilt als bedeutendstes Kunstwerk und muss bereits um das Jahr 1500 geschaffen worden sein.
Protest gegen Einschmelzen der Glocke
Der Dachreiter hat nur Platz für zwei Glocken, trotzdem wurde die größere im ersten Weltkrieg eingeschmolzen. Der empörte Pfarrer riet der Heeresverwaltung, statt der Glocken die Fürstendenkmäler "der schrecklichsten Art", die überall in Berlin und München herumstehen, einzuschmelzen, "aus denen viel mehr Kanonen gewonnen werden könnte, als aus den Glocken, die unseren Landsleuten wirklich etwas sind…"