Zwölfuhrläuten Kulmbach in Oberfranken
Am Kulmbacher Galgenberg, wo etwa Baron Krohnemann, der markgräfliche Bergbaudirektor, Alchemist und Goldmacher hingerichtet wurde, weil ihn der fürstliche Gnadenerlass nicht mehr erreichte, an einer ehemaligen Richtstätte also und gut zwei Kilometer Luftlinie östlich der Stelle, wo am westlichen Stadtrand roter und weißer Main zusammenfließen, steht mit ihrem hoch aufragenden, weißen Kampanile die Hedwigskirche.
Um nach 1945 den Vertriebenen aus Böhmen, Mähren und vor allem Schlesien in der alten Markgrafenstadt eine neue Heimat zu geben, hat man dieses Siedlungsgebiet ausgewiesen und bald auch den Bau der katholischen Hedwigskirche begonnen.
Kirche als Zeichen der Verbundenheit
Im September 1963 eingeweiht, wollte man durch die Wahl der Schutzpatronin, der Herzogin von Schlesien aus dem Hause Andechs, ein Zeichen der Verbundenheit mit den neuen Mitbürgern setzen. Dazu kam, dass das Wahrzeichen Kulmbachs, die mächtige Plassenburg, einst der Familie Hedwigs gehörte.
Überraschende Lichtregie
Das Gotteshaus, man betritt es durch das Bronzeportal in der natursteinverkleideten Südwestfassade, empfängt den Besucher in einem hohen, an ein Zelt oder eine riesige Höhle erinnernden Raum und überrascht mit seiner Lichtregie. Aus zehn senkrecht in die Außenmauern eingeschnittenen, schmalhohen und seitlich ausgestellten Nischenfenstern kommt eine indirekte Beleuchtung, ergänzt von einem umlaufenden Fensterband.
In der Architektur auf parabelförmigem Grundriss konzentriert sich alles auf den ebenfalls Naturstein verkleideten Altarraum und gibt ein erhabenes Beispiel für die Kunst der Kargheit. Nichts soll vom Kreuz mit dem überlebensgroßen Christus ablenken und von der Opferfeier auf dem Altar darunter.
Unter dem Satteldach des etwa zehn Meter abseits stehenden Kampanile läuten drei 1963 geweihte Bronzeglocken.