Zwölfuhrläuten Litzendorf in Oberfranken
Es war das Jahr 1713, als Johann Dientzenhofer aus dem Gugghof über Flintsbach am Inn kritischen Auges die Kirche von Litzendorf besichtigte. Das jüngste Mitglied der berühmten Baumeisterfamilie war aus Bamberg herübergekommen, wo er dem Hofbauamt vorstand. Das Urteil des Fachmanns: eine Restaurierung lohnt sich nicht mehr.
Am Fall Litzendorf sieht man schön, wie detailliert Dientzenhofer den Vertrag mit seinen Auftragsgebern aushandelte. Die Pfarrei hatte Gerüstholz, Bretter, Seile, Schubkarren, Schaufeln und Pickel zu stellen. Die Bauern, die sich mit dem Heranschaffen der riesigen Sandsteinbrocken abrackerten, sollten einen Pfennig Trinkgeld pro Quader bekommen.
Großer Barock-Architekt schuf Landkirche
Litzendorf blieb die einzige Landkirche des großen Barock-Architekten, der so bedeutende Bauten wie den Dom zu Fulda oder Schloss Pommersfelden schuf. Freilich hatten die Bewohner der kleinen Bauerndörfer nicht so viel Geld wie ein Fürstabt oder ein Kurfürst. Der spätgotische Turm und der Chorraum blieben stehen, wurden lediglich erhöht. Die hohen Kosten für die barocke Ausstattung konnte nur im Laufe von 16 Jahren gestemmt werden und eine Stuckdecke für das repräsentative Langhaus war gar nicht drin.
Dafür ist St. Wenzeslaus nebst dem neubarocken Pfarrhaus und dem Rathaus schon von Weitem zu sehen - besonders, wenn die Sonne auf den gold-gelben Sandstein fällt und man sich von Bamberg nähert.
Die Wahl des böhmischen Nationalheiligen als Kirchenpatron geht wahrscheinlich auf einen Bamberger Bischof zurück, der in enger Verbindung stand zu Prag, wo sich das Grab des heiligen Wenzel befindet.
Älteste Glocke von 1430
Am Turm der 300 Jahr alten Kirche schlagen vier Glocken aus unterschiedlichen Epochen. Die älteste stammt von 1430 und teilt den Tag unverdrossen und treu in Viertelstunden.