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Zwölfuhrläuten Selb in Oberfranken

Hört man Selb, denken viele an Porzellan, das Weiße Gold. Das stimmt aber nur bedingt: weil die Geschichte der erst 1810 durch Napoleon bayerisch gewordenen Stadt am Fluss gleichen Namens reicht viel weiter zurück.

Von: Christian Jungwirth

Stand: 18.04.2021 | Archiv

Zwölfuhrläuten: Selb in Oberfranken

Im Mittelalter lebten Zuwanderer im Sechsämterland überwiegend von Land- und Forstwirtschaft, später auch vom aufstrebenden Handwerk. Vielfaches Verschachern, häufige Kriegswirren und Pestepidemien haben Selb Jahrhunderte arg gebeutelt und entwurzelt. 1856 fordert zudem der große Selber Brand viele Leben, Hab und Gut. Lorenz Hutschenreuther begründet ein Jahr später mit der ersten Porzellanmanufaktur den Weltruf der Stadt.

Monumentales Mosaik "Himmlisches Jerusalem"

Heute ist Selb Große Kreisstadt im Landkreis Wunsiedel, nahe der tschechischen Grenze. 1326 wird die Pfarrei Selb erstmals erwähnt, erlischt jedoch 1528 mit der Reformation.
Erst 1866 zieht wieder katholisches Leben in Selb ein. Die Pfarrkirche Herz Jesu wird ab 1887 gebaut, nach dem Zweiten Weltkrieg durch Zuwanderung aber bald zu klein. Ein Neubau entsteht 1958/59 nach Plänen des Weidener Architekten Heinz Meckler. Nur der Glockenturm und wenige Grundmauern bleiben stehen, die Nachfolgerkirche wird weitläufiger konzipiert.

Aus dem Vorgängerbau wurden die spätgotische Madonna sowie zwei Bistumspatrone der Diözese Regensburg, Wolfgang und Erhard, übernommen. In den 1960er Jahren schuf die Wiener Glas- und Mosaikkünstlerin Isolde Maria Joham an der Altarwand das monumentale Mosaik "Himmlisches Jerusalem". Es ist beeindruckende zehn Meter hoch und besteht aus 1,4 Millionen venezianischen Glassteinen.

Die Glockenstube im 39 Meter hohen Turm beherbergt 4 Bochumer Stahlglocken, alle 1949 geweiht und mit fast fünfeinhalb Tonnen ein stattlich in die Weite klingendes Quartett.


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