Zwölfuhrläuten Wirbenz in Oberfranken
Die stattlichen Sandstein-Häuser zeugen davon, dass die Wirbenzer, die heute politisch zu Speichersdorf, kirchlich aber zum oberpfälzischen Dekanat Weiden gehören, in früheren Zeiten wohlhabende Bauern waren. Der Boden an der oberfränkisch-oberpfälzischen Grenze ist fruchtbar.
Angemessen stattlich erhebt sich auch die neugotische, evangelische St. Johanniskirche.
Kirchberg mit Kirchsteinen befestigt
Sie wurde 1903 bis 1905 auf den Grundmauern der alten, niedergebrannten Dorfkirche gebaut – allerdings doppelt so groß, denn der Architekt hatte die Vorgabe, dass sie mehr Sitzplätze haben müsste, als die nächstgelegene katholische Kirche in Kemnath. Schließlich ist man in Wirbenz seit Oktober 1538 durchgehend lutherisch und setzt sich so von den umliegenden Dörfern ab, die mehrfach die Konfession wechseln mussten. Damit das mächtige Gotteshaus nicht ins Wanken geriet, wurde mit den Steinen des im 15. Jahrhundert errichteten Vorgängerbaus der Kirchberg befestigt und erweitert.
Streng lutherische Gemeinde
Teile der barocken Innenausstattung aber, vor allem von Altar und Kanzel, hat man im Neubau weiterverwendet. Das Altarbild mit dem letzten Abendmahl wird eingerahmt von den vier Evangelisten – sie tragen übrigens echte Gänsefedern als Schreibkiele, die der Pfarrer gelegentlich erneuern muss. Bemerkenswert für eine streng lutherische Gemeinde ist die Schale auf dem Taufbecken. Sie stammt aus dem 16. Jahrhundert und zeigt die Verkündigung Mariens.
Gefeiert wird die Einführung der Reformation in Wirbenz vor genau 475 Jahren heute mit einem großen Festgottesdienst. Da besucht erstmals seit 60 Jahren wieder der Landesbischof den Ort und kommt so auch in den Hörgenuss der drei, in Moll gestimmten Wirbenzer Glocken.