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Zwölfuhrläuten Köngetried in Schwaben

Er ist schon wirklich sehr schief, der schiefe Turm der katholischen Pfarrkirche St. Stephan von Köngetried, Gemeinde Apfeltrach, Landkreis Unterallgäu - schiefer noch als der von Pisa, aber immerhin nicht so aus dem Lot, wie der schiefste Kirchturm der Welt, der von Suurhusen im Ostfriesischen.

Von: Georg Impler

Stand: 29.03.2009 | Archiv

Zwölfuhrläuten: Köngetried in Schwaben

Wer weiß, ob Köngetried den schiefen Turm in Suurhusen nicht auch noch eingeholt hätte, wäre man bei den Sanierungen der vergangenen Jahre nicht im wahrsten Sine des Wortes so grundlegend vorgegangen.

Stabilisierung durch modernste Technik

Mit der sogenannten HDI-Technik, die auch den Turm von Pisa vorläufig gesichert hat, also mit Hochdruck-Zement-Injektionen in das Fundament, wurde der mächtige, seit 1862 mit einer Schiefer gedeckten Spitzhaube versehene Köngetrieder Turm bei einer Neigung von gut fünf Prozent stabilisiert. Dabei hat die Ursachenforschung ergeben, dass seine Gründung schlicht zu dürftig war.

Ein antikes Fundament

Wohl eher wegen des guten Standorts auf einem Schotterrücken zwischen Iller und Wertach als aus altschwäbischer Bedachtsamkeit auf Schonung der Mittel hat man nämlich im 14. Jahrhundert zum Turmbau von St. Stephan einfach das Fundament eines römischen oder keltischen Wachturms umgewidmet. Jedoch wurden die zwanzig Meter hoch aufgemauerten Massen von Tuffstein und Flusskiesel dafür zu schwer und so kam es, dass das Langhaus des ursprünglich spätgotischen, später barockisierten und nachmals verlängerten Gotteshauses trotz seiner anmutigen Inneneinrichtung im Interesse der Touristen eher zurücktritt.

Vierstimmiges Geläut

Sogar eine Straße zum schiefen Turm gibt es, was von einem gewissen Stolz der Dörfler auf ihr Wahrzeichen zeugt. Das vierstimmige Geläut indes, das von ihm aus über das bayerisch-schwäbische Hügelland schallt, hört sich, wie dieses Zwölfuhrläuten beweist, ganz und gar nicht schief an.


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