Zwölfuhrläuten Maria Birnbaum in Schwaben
Wenn ein Wallfahrtsort einen derart anmutigen Namen trägt, möchte man die Geschichte dahinter wissen. Und die beginnt folgendermaßen ...
Nahe Sielenbach im heutigen Landkreis Aichach-Friedberg, stand einst das Schloss Stunzberg. Als es 1632 von den Schweden zerstört und der dazugehörige Weinberg vernichtet wurde, zündeten sie auch das dort aufgestellte Marterl an und warfen das Vesperbild in den Sumpf.
Vesperbild erscheint im Traum
Ein Hirte fand die holzgeschnitzte Pieta und verwahrte sie in einem hohlen Birnbaum. Jahre später, 1659, war einer Frau Anna aus Meran in Südtirol, die für ihre Hysterie und für ihren kranken Sohn in Ettal, Andechs und Mariazell vergebens Heilung gesucht hatte, im Traum das Vesperbild erschienen. Ihr wurde angwiesen es im Bayernland zu suchen. Nach langen Irrwegen fand sie den Birnbaum und war - wie auch ihr Sohn - geheilt. Weitere Wunder kamen dazu, es entwickelte sich eine Wallfahrt und ab 1661 wurde auf Betreiben des Deutschordenskomturs Philipp Jakob von Kaltenthal der lebende Baum mit der heutigen Kirche umbaut.
Erster barocker Zentralbau Bayerns
Der Baumeister dieses prächtigen Gotteshauses war Constantin Pader aus München, der, wie die Kunstgeschichte formuliert, hier den ersten großen, barocken Zentralbau Bayerns aufführte. Im Kontrast zur mächtigen Rotunde - sie wurde dem römischen Pantheon nachgestaltet - im Kontrast auch zu den schwarz-gold gefassten Altären und dem prächtigen Stuck Matthias Schmutzers, wirkt das zarte Gnadenbild anrührend schlicht. Die kleine Pieta im Strahlenkranz lehnt an dem längst abgestorbenen, im Hauptaltar eingebauten Birnbaumstamm. Wie bis zur Säkularisation betreuen seit 1999 wieder Priester des deutschen Ordens die Wallfahrt. Im Ostturm läuten eine Barock- und vier Nachkriegsglocken.