Zwölfuhrläuten Wiedergeltingen in Schwaben
Schon der Ortsname - er bedeutet soviel wie "bei den Leuten des Widargelt" - deutet darauf hin, dass das knapp 1.500 Einwohner zählende Gemeinwesen im Landkreis Unterallgäu tief in der Vergangenheit wurzelt.
Die ersten Siedlungsspuren reichen hier in der mittelschwäbischen Donau-Iller-Region dreieinhalb Jahrtausende zurück bis in die Bronze- und Hallstattzeit.
Ringen um die deutsche Königswürde
Das Dorf am heutigen Platz gilt als alemannische Gründung des 6. Jahrhunderts. Bis 1803 im Besitz des Klosters Steingaden und heute Teil der Verwaltungsgemeinschaft Türkheim, ragt Wiedergeltingen mit zwei Geschichtsereignissen heraus: Denn hätte Anfang September 1315 nicht so schreckliches Wetter geherrscht, wäre die Ansiedlung in den zweifelhaften Ruf eines berühmten Schlachtortes geraten. Ähnlich wie kurz zuvor in Gammelsdorf und sieben Jahre später in Mühldorf, waren hier an der Wertach Ludwig der Bayer und Friedrich der Schöne im Ringen um die deutsche Königswürde zum blutigen Kräftemessen aufeinander getroffen, mussten es aber bleiben lassen. Das zweite Ereignis fällt in die Bauernkriegszeit, als die Aufständischen am 3. März 1525 in den "Wiedergeltinger Artikeln" ihre Forderungen vortrugen. Der Ort hat es mit der Zerstörung durch die herzoglichen Truppen gebüßt.
Malerischer Ort
Die Pfarrkirche, sie ist dem heiligen Nikolaus geweiht, erscheint seit 1185 in den Urkunden. Mit ihrem spätgotischen Chor, dem um 1700 fertig gestellten Langhaus und dem schweren Satteldachturm bildet sie den Mittelpunkt des malerischen Dorfes. Hier muss ein rühriger Gartenfreunde-Verein wirken, so wie die selbst im Dezember noch hübschen Gärten und vor allem das Baum bestandene Ambiente von Rat-, Schul- und Gotteshaus gestaltet sind. Das vierstimmige Geläut erschallt jedes Jahr zur besonderen Ehre des Kirchenpatrons.