Zwölfuhrläuten Bertoldshofen in Schwaben
Wer sich von Schongau in Oberbayern auf der B472 nach Marktoberdorf im Landkreis Ostallgäu aufmacht, kommt kurz vorm Ziel durch Bertoldshofen. Rund 1.000 Einwohner zählt das Pfarrdorf, liegt knapp vier Kilometer östlich von Marktoberdorf und ist heute Stadtteil der nahen Kreisstadt.
Unübersehbarer Dorfmittelpunkt: die Pfarrkirche St. Michael, sie gilt unter Kennern als eine der namhaftesten barocken Landkirchen der Gegend.
Einst wichtige Wallfahrtskirche
Ende des 17. Jahrhunderts aus einem mittelalterlichen Vorgängerbau umgestaltet, entwickelte sie sich ab 1684 nach der Gründung der Antoniusbruderschaft zügig zu einer wichtigen Wallfahrtskirche. Einen kompletten Neubau unter Verwendung von Turm und Teilen der Umfassungsmauern gab Pfarrer Johann Ulrich Julius in Auftrag, die Weihe von St. Michael erfolgte am 5. Oktober 1738.
Große barocke Kunst
Liebhaber barocker Kirchenausstattungen kommen beim Betreten der Pfarrkirche voll auf ihre Kosten und aus dem Staunen kaum heraus. Das Auge hat viel zu tun zwischen Putten, Kanzel, Altären, Fresken, Heiligenfiguren, üppigen Landschaftsreliefs, Lauf- und Bandelwerkstuckaturen. Besonders im Chor und in den Seitenkapellen wurde mit Kuppeln nicht gespart.
Die Stuckarbeiten hat man Anfang der 1730er-Jahre dem Wessobrunner Ignaz Finsterwalder anvertraut. Etwa zeitgleich haben sich im Kirchenraum die Meister Haffe und Wolcker bei der Ausmalung mit einem komplexen ikonografischen Programm verewigt. Um 1736 wurde der Hochaltar von Leonhard Fischer geschaffen, das Altarblatt von 1870 zeigt den Kirchenpatron St. Michael.
Wer alles in Ruhe studieren will, sollte viel Zeit nach Bertoldshofen mitbringen, eine Unmenge gestalterischer Details entlohnt in jedem Fall. So wie auch der Klang im Glockenstuhl der Barockkirche. Fünf Bronzeinstrumente aus Landshut und Augsburg mit über 4,2 Tonnen Gesamtgewicht schicken ihren Ruf übers Allgäuer Alpenvorland hinaus.