Zwölfuhrläuten Kempten in Schwaben
Wenn den Kemptenern jemand ihren Anspruch, Deutschlands älteste Stadt zu sein, streitig machen wollte – etwa ein Trierer oder Kölner – dann beruft man sich im Allgäu auf den griechischen Geschichtsschreiber und Geographen Strabo, der 18 nach Christus die "polis", also die Stadt "Cambodunum" erwähnte.
Am Platz, wo Therme und Tempelbezirk standen, erhebt sich heute die imposante Betonkirche St. Ulrich.
Anleihen aus der griechischen Mythologie
Ihre architektonische Form erinnert an ein Schiff, der weit über die Stadtdächer ragende Turm wäre dann als Segelmast zu denken. 1963 geweiht, war das Gotteshaus auch als Garnisonskirche konzipiert. Tatsächlich überrascht sie den Besucher mit ihrem weiten hohen Innenraum, besonders mit dem überlebensgroßen an die Sichtbetonchorwand genagelten Christus. In seiner Verlorenheit und Qual erinnert er unwillkürlich an Prometheus, der den Menschen das Feuer brachte und zur Strafe von Zeus an einen Kaukasusfelsen geschmiedet wurde.
Lebensraum Kirche
Um das Jahr 2000 stand die Pfarrei St. Ulrich Kempten Ost vor der Frage, wie sollte es mit dem riesigen Gotteshaus weitergehen: sanieren oder abreißen? Der Abriss scheiterte am Urheberrecht; so kam es zur heutigen Zeltkirche mit einem neuen Altar in der Mitte und den transparenten Stellwänden, die der Kirche ihre jetzige elegante einladende Luftigkeit verleiht und sie zu einem neuen "Lebensraum Kirche" werden lässt.
Im Turm läuten seit über 50 Jahren fünf Bronzeglocken, sie sind in h, d, e, fis und a gestimmt und wurden von der Kemptener Gießerei Gebhard gegossen.