Zwölfuhrläuten Lechbruck am See in Schwaben
Die heutige Gemeinde Lechbruck am See ist geopolitisch ein Grenzfall: sie liegt gerade noch im schwäbischen Landkreis Ostallgäu, gleich daneben findet sich das oberbayerische Steingaden mit dem weltbekannten Pilgerziel Wieskirche.
Gewallfahrtet wurde seit 1616 auch zum Gnadenbild "Unsere Liebe Frau am Lech" im Gotteshaus am südlichen Teil des Lechbrucker Friedhofs.
Neubau nach Blitzschlag
Zur selbstständigen Pfarrei wurde der Ort 1779 erhoben. Doch das Schicksal meinte es 1785 in Form eines Blitzschlags nicht gut, zerstörte fast komplett die damals barocke Kirche. Ein Schock, der glücklicherweise aber viel Energie bei den Gläubigen freisetzte. Man entschloß sich zu einem Neubau an anderer, hügelig erhöhter Stelle, das Tempo dabei war rasant. Denn schon 1786 errichtete der Pfrontener Baumeister Joseph Anton Geisenhof die einzig bislang frühklassizistische Kirche im südlichen Allgäu, sie wurde vier Jahre später eingeweiht. Und ein Besuch für alle Kunstinteressierten lohnt wahrlich.
Einst Wallfahrt zur Lieben Frau am Lech
Der gesamte lichtdurchflutete Innenraum wirkt durch seine Höhe und klare Struktur extrem aufgeräumt und kaum überladen, zugleich hat das Auge beim Erfassen vielerlei Details unentwegt zu tun. Mit Stuck hat Baumeister Geisenhof nicht gespart, Medaillons auf unzähligen Pilastern zeigen Kirchenväter und Apostel, Kartuschen und Blumengirlanden überziehen die Decke. Der Auftrag für die Fresken ging 1788 an den Marktoberdorfer Johann Nepomuk Eberle. Im Chor verweist er mit dem Besuch Marias bei ihrer Base Elisabeth auf das Patrozinium Mariä Heimsuchung, im Langhaus ist am Firmament eine prächtige Himmelfahrt Mariens zu bestaunen.
Die Wallfahrt zur Lieben Frau am Lech ist im Zuge der Aufklärung zum Erliegen gekommen. Der Kirchturm wurde 1792 fertiggestellt, exakt 200 Jahre später haben die Lechbrucker die alten Glocken durch ein neues kraftvolles Sextett aus der Glockengießerei Bachert ersetzt.