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Zwölfuhrläuten Leipheim in Schwaben

Eisenbahn, Autobahn, ehemaliger Fliegerhorst - damit verbinden viele spontan Leipheim im Landkreis Günzburg. Doch die Geschichte der Stadt an der Donau ist viel älter, wechselvoll und vielfältig mit dem Protestantismus verwoben.

Von: Christian Jungwirth

Stand: 06.08.2023 | Archiv

Zwölfuhrläuten: Leipheim in Schwaben

Der Protestantismus prägte das Gemeindeleben in Leipheim stark: schon 1523 predigte hier der Pfarrer Jakob Wehe im Sinne der Reformation. Am 4. April 1525 kam es vor den Stadttoren zur ersten Schlacht der Bauernkriege mit vernichtender Niederlage der Bauern, die man in der Kirche einpferchte. Gefangene Anführer, darunter Pfarrer Wehe, wurden geköpft. Erst 1531 wurde Leipheim offiziell evangelisch. Und mit ihr die mächtige St. Veitskirche - zusammen mit dem Schloss das Wahrzeichen der Stadt.

Hochaltar von 1640

Der Vorgängerbau war vermutlich eine fränkische Missionskirche auf römischen Grundmauern, deren Nachfolgerin ein romanisches Gotteshaus, davon zeugen sichtbare Buckelquader in der Turm- und Sakristeiwand sowie Mauervorsprünge eines früheren Querschiffs.

Außen schlicht gehalten, entstand das Bauwerk von 1330 bis 1448, dann war auch der Glockenturm fertiggestellt. Die Balken des gotischen Dachgestühls der St. Veitskirche machen den Sakralbau bis heute zu einer bayernweiten Rarität. Beim Blick nach oben zeigen sich zudem gotische Kreuzrippengewölbe und mittelalterliche Ornamente.
Den Hochaltar mit Abendmahlszene hat der Ulmer Stadtmaler Johann Stöltzlin 1640 gestaltet. Ebenfalls aus dem 17. Jahrhundert stammt historisches Gestühl: Ausgerichtet sind Bänke und Empore nicht auf den Chor, sondern auf die Kanzel im Zentrum des Kirchenschiffs.

Kleine Friedensglocke

Im 45 Meter hohen Turm der St. Veitskirche hängen vier Glocken. Drei davon wurden 1950 bei Grüninger gegossen. Die kleinste Glocke von 1920 hat als einzige den letzten Weltkrieg überdauert, sie trägt die Inschrift: "Friede sei mit euch!


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