Zwölfuhrläuten Oberstdorf in Schwaben
Oberstdorf mit heute rund 9.800 Einwohnern war bis weit in das 19. Jahrhundert hinein ein Markt rein katholischer Glaubensprägung. Das änderte sich mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes im Allgäu sowie einsetzendem Fremdenverkehr.
Dieser brachte neben vielen Kurgästen immer öfter evangelische Christen nach Oberstdorf, die länger blieben und teils sesshaft wurden.
Junge evangelische Gemeinde
Bis Ende des 19. Jahrhunderts traf man sich zum Gottesdienst mit Geistlichen der Umgebung noch im Sitzungssaal der Marktgemeinde. Am 17. Juli 1906 wurde die Christuskirche nach Plänen von Geheimrat Ludwig von Tiedemann eingeweiht. Seelsorgerlich betreut wird die junge evangelische Gemeinde anfangs von Sonthofen und Immenstadt aus, erst 1941 wird Oberstdorf selbstständige Pfarrei.
Gsaenger-Turm mit vier Glocken
Das Platzproblem infolge der steigenden Zahl an Gläubigen bleibt bis 1954 ungelöst, erst dann wird ein Umbau nach Plänen des bekannten Kirchenarchitekten Gustav Gsaenger unumgänglich. Unter anderem integriert man zwei Gemeindesäle, gliedert das Pfarrhaus an, gestaltet das Kircheninnere um.
Der alte Turm mit Zwiebelhaube der Anfangsjahre steht bis zum Jahr 1957, dann bekommt die Kirche einen architektonisch modernen Gsaenger-Turm sowie ein neues Glockenquartett.
Mitte der 1960er Jahre wird das große Altargemälde fertig. Angela Gsaenger, die Tochter des Architekten, präsentiert Christus hier raumfüllend als Weltenherrscher, als Pantokrator auf goldenem Thron sitzend. Ein bekanntes Motiv vieler orthodoxer Ikonen.
Spiritualität 2.0
Den Weg in die digitale Moderne hat die evangelische Pfarrei seit einiger Zeit mit einem digitalen Kirchenführer beschritten. Ein großer Touchscreen im hinteren Innenraum gibt Kurgästen oder Gemeindemitgliedern die Möglichkeit, sich über Geschichte und Gestaltung des Hauses, Gottesdienstzeiten und vieles andere rund um die Christuskirche zu informieren - Spiritualität 2.0 nennen es die Initiatoren.