Nutztier und Kultfigur
Mensch, Natur, Umwelt | HS, RS, Gy |
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In der Geschichte des Menschen spielt die Kuh eine tragende Rolle: An der Sesshaftwerdung des Homo sapiens hatte sie erheblichen Anteil. Ihre Rolle bei der Entwicklung der Landwirtschaft ist nicht hoch genug einzuschätzen. Und noch immer ist sie das wichtigste Nutztier des Menschen. Doch was wissen wir überhaupt über die Kuh?
In der westlichen Welt machte die Kuh von der Vor- und Frühgeschichte bis zur Moderne eine radikale Veränderung durch. Frühe Hochkulturen reihten sie unter die Naturgottheiten ein und hielten sie in großen Ehren, in den modernen Industriegesellschaften wird sie häufig nur als "weidendes Rindfleisch" (Robert Musil) gesehen und geriet in den letzten Jahren durch BSE und als "Klimakiller" in Verruf.
Schon die Sumerer in Mesopotamien verehrten die Mondgottheit Ninlil in Gestalt einer Kuh. Im alten Ägypten glaubten die Menschen, dass das Firmament über ihren Köpfen in Wirklichkeit der Körper einer gewaltigen Himmelskuh ist. Und in der germanischen Mythologie finden wir eine Urkuh, die mit ihrer warmen Zunge den ersten Menschen aus dem Eis befreit. Mit der Christianisierung der westlichen Welt verliert die Kuh ihre Göttlichkeit. Heute finden wir eine Verehrung der Kuh nur mehr im Hinduismus, im Weltbild der Inder spielt sie eine herausragende Rolle.
Kuh und Mensch - Eine spannende Geschichte
Wenige Tiere sind mit der Geschichte der Menschheit derart eng verknüpft wie die Rinder. Als Zugtiere und bei der Milchgewinnung nehmen sie eine Vorreiterrolle ein. Ihre Domestikation vor knapp 10.000 Jahren hatte massiven Einfluss auf die weitere Entwicklung des Homo sapiens.
"Inzwischen bin ich fest davon überzeugt, dass nicht so sehr die Erfindung des Rades […] den Homo sapiens zu Hochkulturen befähigte, sondern dass dies die Domestikation des Rindes war."
Michael Brackmann, Tierarzt