Duales Studium Doppelter Stress - schnelle Karriere?
Studieren und dabei schon Geld verdienen – das Duale Studium macht’s möglich. Campus Magazin schaut bei Maximilian in Augsburg vorbei. Er hat es gewagt und dabei sein Traumstudium und seine Traumfirma gefunden. Welche Herausforderungen musste er meistern? Was kann er allen raten, die sich auf ein Duales Studium einlassen?
Das Duale Studium liegt im Trend. Mittlerweile studieren allein in Bayern mehr als 7.600 Studierende dual. Viele versprechen sich beste Karrierechancen. Aber klappt das tatsächlich?
Ulrich Ammersdorffer, Standortleiter von Premium Aerotec in Augsburg zusammen mit Maximilian Wottrich bei Besprechung für den ganzen Tag
Maximilian Wottrich arbeitet bei dem Luftfahrtzulieferer Premium Aerotec in Augsburg. 2014 haben wir ihn bereits in seinem Dualen Studium an der Hochschule Augsburg besucht. Neben seinem Maschinenbaustudium mit Schwerpunkt Luft– und Raumfahrttechnik lernte Max bei Premium Aerotec fast dasselbe wie ein Auszubildender in Verfahrens- und Flugzeuggerätemechanik nur ohne Gesellenbrief. Dieses Studienmodell wird als «praxisintegrierendes Studium» oder auch «Studium mit vertiefter Praxis» bezeichnet. Mittlerweile ist er Assistent des Standortleiters von Premium Aerotec in Augsburg - Ulrich Amersdorffer sieht im Dualen Studium ganz klar Vorteile für die Karriere seiner MitarbeiterInnen.
"Ich würde es jedem empfehlen, weil sie oder er immer gleich beim Studium einen Praxisbezug bekommt, weil er/sie dann eben auch in der Regel die Chance hat, in diesem Unternehmen einzusteigen. In der Regel investiert das Unternehmen ja Geld in den Dualen Studenten, das heißt, es ist dann auch interessiert ihn zu übernehmen. Das heißt auch, die Arbeitsplatzsuche nach dem Studium fällt schon mal in der Regel weg. Durch das Studium bringen sie auch mehr Wissen mit und lernen durch den Praxisbezug das Unternehmen besser kennen, daher steigen sie in der Regel auch mit einer Lohngruppe höher ein als ein normaler Student."
Ulrich Amersdorffer, Standortleiters von Premium Aerotec in Augsburg
Lockere, selbst gestaltete Semester, mehrere Monate Semesterferien, Feiern, Urlaub machen, die Welt entdecken – diese klischeehafte Vorstellung von einem Hochschulstudium kann das Duale Studium nicht erfüllen.
Arbeit und Studium - Ein straffer Zeitplan, aber zu schaffen
In den ersten vier Semestern muss ein Dualer Student bei dem Luftfahrtzulieferer mindestens fünf Stunden in der Woche arbeiten, passend zum Stundenplan an der Hochschule. Im fünften und siebten Semester und in allen Semesterferien arbeitet er wie ein Auszubildender 35 Stunden in der Woche im Unternehmen.
Im sechsten Semester geht’s ins Ausland vom Unternehmen organisiert und gesponsert. Im Arbeitsvertrag geregelt, stehen ihm bis zu 30 Tage im Jahr Urlaub zu. Ein Unternehmen, das als Dualpartner fingiert, investiert in den Dualstudenten, dafür fordert es auch eine optimale Leistung.
"Ein Student, der ein duales Studium machen will, braucht auf jeden Fall einen starken Willen, er muss motiviert sein und er muss sich selber sehr gut organisieren können, das merkt man ziemlich schnell in den Prüfungsphasen. Auf der einen Seite verlangt einem die Firma etwas ab und auf der anderen Seite das Studium natürlich auch, und da ist es ganz wichtig zu wissen, warum ich das mache: Ich habe einen starken Willen, ich habe eine klare Motivation und ein ganz klares Zeitmanagement. Ich glaube, da hat man dann eine richtige Chance, und wenn man das schafft, hat man auch zu hundert Prozent Erfolg."
Maximilian Wottrich, Assistent der Standortleitung Premium Aerotec Augsburg
Laut BIBB (Bundesinstitut für Berufsbildung) gibt es mittlerweile um die 1600 Dual-Studiengänge, die von mehr als 100.000 Studierenden in ganz Deutschland gewählt werden. Tendenz steigend. Die Angebote an Dualen Studiengängen haben sich in den letzten 10 Jahren verdreifacht. Wer dual studiert, braucht sich um Ferienjobs, Praktikumsplatz und Bachelorarbeit sowie auch einem Arbeitsplatz nach dem Studium keine Sorgen mehr zu machen. Die beliebtesten Studienfächer im Dualen Studium: Ingenieurwesen (38%) gefolgt von Wirtschaftswissenschaften (34%), Informatik (12%), Sozialwesen, Erziehung, Gesundheit und Pflege (gesamt 10%). Die übrigen 6% sind von Studienfächern wie Architektur oder Kommunikation & Design belegt.
Für die Bewerbung bei Unternehmen gilt, je früher, desto besser. Wer sich für ein duales Studienmodell interessiert, hat fast immer die Möglichkeit, sich bei Betrieben und sozialen Einrichtungen zu bewerben. Die größte Auswahl gibt es in den Ingenieurswissenschaften und Informatik.
Bei der weiteren Suche hilft das Studienplatz-Portal der Hochschule Dual (Bayerns Netzwerk für Duales Studieren) weiter.
Varianten des Dualen Studiums
Es gibt mehrere Möglichkeiten, dual zu studieren: Man kann eine komplette Ausbildung integrieren, einen hohen Praxisanteil wählen oder berufsbegleitend studieren. Es kommt immer darauf an, wo man seine Stärken sieht und was einem wichtig ist.
Drei Möglichkeiten, dual zu studieren
Doppelabschluss: Studium und Ausbildung
Bei einem Ausbildungsintegrierenden Studiengang bzw. bei einem Verbundstudium hast du nach 4 1/2 Jahren gleich zwei Abschlüsse, einen Bachelor und eine Berufsausbildung. Du bist bei einem Unternehmen angestellt und beginnst dort zuerst ein Jahr eine Ausbildung. Danach studierst du ganz normal an deiner Hochschule, in der Vorlesungsfreien Zeit und im Praxissemester arbeitest du wieder im Unternehmen.
Unternehmenspraxis im Studium
Während eines praxisintegrierenden dualen Studiums auch Studium mit vertiefter Praxis, gehst du direkt ins Bachelorstudium aber mit mehr Praxis und immer in engem Kontakt zu deinem Unternehmen, bei dem du wie ein Auszubildender angestellt bist und ein Azubigehalt bekommst immer an die branchenüblichen Tarife angepasst. Es dauert 3 ½ Jahre. Voraussetzung für eine Immatrikulation in einen solchen Studiengang ist eine vertragliche Bindung an ein Unternehmen. Man bindet sich also an einen Betrieb, meistens auch für einige Jahre nach Ende des Studiums.
Berufsbegleitendes Duales Studium
Das Berufsbegleitende Duale Studium wird auch Berufsintegrierendes Studium genannt. Es passt zu dir, wenn du schon eine Berufsausbildung abgeschlossen hast und/oder mehrere Jahre im Beruf stehst. Du kannst auch ohne Allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife studieren. Das Studium kombinierst du mit deiner beruflichen Tätigkeit - alles in einem Vertrag zwischen Hochschule, dir und dem Unternehmen geregelt.
Berufsintegrierende duale Studiengänge sind für die berufliche Weiterbildung gedacht. Man arbeitet auf Teilzeitbasis in seinem angestammten Beruf, bildet sich aber parallel an einer Universität weiter – meistens mit hohem Praxisbezug zur bisherigen und künftigen Tätigkeit.
Unternehmen wollen Talente sichern – der Kick für die Karriere
An die 90 Prozent aller Dualstudierenden werden laut einer aktuellen Studie des Bundesinstituts für Berufsbildung von ihrem Unternehmenspartner sofort übernommen.
"Wir setzen auf Dualstudenten, weil wir unsere Fachexperten für die Zukunft selber ausbilden, wir setzen darauf, dass unsere Studenten zum einen das Wissen von der Fachhochschule vermittelt bekommen, aber auch das Wissen von den Fachbereichen, um später dann bei uns in den Engineering Bereichen, in den Arbeitsvorbereitungen in den Steuerungen aber auch im Finance oder auch im Einkauf eingesetzt zu werden können. Das alles sind die selber ausgebildeten Studenten in allen Bereichen über alle Ebenen, in die wir als Unternehmen investieren, um unsere Zukunft sicher zu gestalten."
Michael May, Ausbildungsleiter bei Premium Aerotec in Augsburg
Bloße Theorie oder Theorie und Praxis?
Bezahlt studieren und schneller Berufseinstieg: Wer weiß, wo er später beruflich einmal hin will, für den ist das Duale Studium eine attraktive Kombination. Noch immer sind die Dualstudenten eine kleine Minderheit. Geht es nach den Unternehmen, sollte sich das aber dringend ändern. Gerade wegen des Fachkräftemangels ausgelöst durch den demographischen Wandel, wäre es wünschenswert, das mehr Studierende duale Studiengänge wählen.
E-Book Duales Studium Format: PDF Größe: 531,36 KB