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Maximilian II. "Ich will Frieden haben mit meinem Volk"

Münchnens prächtigster Boulevard, die Maximilianstraße, geht auf ihn zurück. Dabei hatte er mit Glamour wenig am Hut. Nicht mal König wollte Maximilian II. sein, lieber Forscher. Er musste halt ran - und leistete dann in nur 16 Jahren Erstaunliches auf so unterschiedlichen Feldern wie Macht, Tracht und Arbeiterwohlfahrt.

Stand: 28.11.2011 | Archiv

König Maximilian II | Bild: picture-alliance/dpa

Es war ein Kaltstart: Der schlanke, blasse Wittelsbacher, 1811 in München geboren, musste nach der unerwarteten Abdankung von König Ludwig I. im Revolutionsjahr 1848 die Nachfolge seines Vaters antreten. Der 36-Jährige klagte bald: "Die Krone hat mir bisher nur Dornen gebracht, bin, seit ich sie trage, meines Lebens nicht froh geworden". Lieber wäre er, der in Göttingen, Berlin und München studiert hatte, ein Professor geworden.

Bayerns königliche Jahre

Ein sehr gelehrter Herr mit Sinn für die Krachlederne

Zeitlebens umgab er sich - bevorzugt beim Billardspiel - mit Gelehrten und Dichtern, zumeist aus Deutschlands Norden, und wollte immer hinzulernen. Das gestand er auch anderen zu: Das Maximilianeum, heute Sitz des Landtags, wurde als Begabtenförderungsanstalt errichtet.

Zugleich gehörte er zu den entschiedenen Förderern von Tracht und Brauchtum, von Biergaudi und Schützensport - auch wenn er selbst auf Tuchfühlung mit dem einfachen Volk ähnlich wirkte wie Edmund Stoiber im Trachtenanzug. Ob dem König Dirndl und Schuhplatteln wirklich am Herzen lagen oder ob er sie als zweckdienliche "Maßnahmen zur Hebung des bayerischen Nationalgefühls" sah - so der Titel einer in seinem Auftrag entstandenen Denkschrift -, sei dahingestellt.

Weniger Fassade - mehr Kanalarbeit

Bürgerlich in Auftreten und Amtsverständnis: Maximilian II.

Mit Bauchentscheidungen und schnellen politischen Entschlüssen tat er sich ohnehin schwer; die Macht musste er mit seinen Ministern teilen, die zunehmend an politischer Bedeutung gewannen. Ihm fehlte der genialische Zug des Vaters. Indes musste er auch so manches aufräumen, was der flamboyante Papa - politisch wie praktisch - liegen gelassen hatte.

"Viele Straßen wurden gebaut, ohne daß man nur den Versuch einer Kanalisation unternahm, und im Jahr 1862 sind ganze Straßenzüge unpassierbar, während die Kanalisation gelegt wird. (Seinem Vorgänger Ludwig I.) ist es zu verdanken, daß die Bürgersteige in der elegantesten Straße im Morast versinken, nach dem Muster des Gehwegs vor seinem eigenen Palast."

Der englische München-Kenner Edward Wilberforce (1834-1914), zitiert nach: Ein Snob in München. Die erstaunlichen Betrachtungen des Mr. Edward Wilberforce anno 1860, erschienen im Ehrenwirth Verlag.

Bayern: Das feine Kleine zwischen Österreich und Preußen

Auch auf anderen Baustellen bewirkte Maximilian in seinen 16 Regierungsjahren einiges: Er war der erste Monarch, der die Industrialisierung Bayerns vorantrieb und zu sozialen Fragen eine klare, engagierte Stellung bezog. Zu seinem Amtsantritt befreite er die Bauern von den drückenden, zuvor oft willkürlichen Grundlasten, später förderte er Armenhäuser, Blinden- und Taubstummenheime und Waisenhäuser und machte den Fabrikherren bei der Einrichtung von Hilfskassen für ihre Arbeiter Beine.

"Ich will Frieden haben mit meinem Volke."

Leitspruch Maximilians II.

Nicht weniger trieb ihn die Frage um, wie das verhältnismäßig machtlose Bayern zwischen den großen Nachbarn Preußen und Österreich seine Eigenständigkeit behalten könne. Max favorisierte ein Trias-Konzept mit Bayern als Führungsmacht der kleineren Mittelstaaten - ein Modell, das die kommenden Kriege der Platzhirsche im Norden und Süden vermeiden sollte.

Bummeln gehen mit Max

Anders als die königlich-klassizistische Ludwigstraße eher eine bürgerlicher Flaniermeile: Die Maximilianstraße (östlicher Teil) um 1890.

Und obwohl er selbst bescheiden und eher dem Landleben zugetan war, hinterließ auch Max wie sein Vorgänger Ludwig I. den Münchnern einen Prachtboulevard: Die Maximilianstraße, die, ausgehend von der Residenz und gesäumt von wunderbar proportionierten Fassaden des Starchitekten Friedrich Bürklein, über die Isar und dort zum beeindruckenden Kopfbau des Maximilianeums führt.

Ironie der Geschichte: Das architektonische Erbe jenes Wittelsbachers, der sich wie kein anderer um die sozialen Belange der kleinen Leute kümmerte, ist heute zum Laufsteg internationaler Luxuslabels und ihrer ebenso internationalen Nobelklientel geworden. Münchner trifft man hier neuerdings meist nur auf der Durchreise an.

Die Maximilianstraße (Westteil) heute: Ein Goldsucher- und Pelzjagdrevier für Dickbeuteltiere.

Es sei denn, sie sind auf dem Weg in die Kammerspiele. Deren Intendant Johan Simons konstatierte im Wiener "Falter" ironisch: "Wenn man eine Stunde lang auf der Maximilianstraße steht, gehen Millionen an einem vorüber."

1864, mit nur 52 Jahren, starb Maximilian II. nach einer kurzen, heftigen Krankheit - vielbetrauert und bald von der Geschichte vergessen. Seine letzten Worte sollen gelautet haben: "Ich habe das Beste gewollt."


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