Frühlingsgefühle Liebesmaien und was es mit ihnen auf sich hat
Neben den großen Maibäumen sehen sie winzig aus: die Liebesmaien. Das sind junge Birken die junge Männer ihren Angebeteten als Liebesbeweis in der Nacht zum ersten Mai vor die Tür stellen. Ein fast vergessener Brauch.
Geht man am 1. Mai durch die Straßen in Holzheim im Landkreis Dillingen, so steht an praktisch jedem Haus eine junge Birke, die mit allerlei buntem Krepp beschmückt ist und an denen ein kleines Pappherz mit dem Namen eines Mädchens hängt. Liebesbeweise männlicher Verehrer, die ihre Zuneigung mit diesen sogenannten Liebesmaien zum Ausdruck bringen.
Einen Monat steht diese Maie dann vor der Haustür der Angebeteten, bevor der Aufsteller am 1. Juni seinen Baum wieder abholt – und auf eine Belohnung hofft. Stimmt die Chemie zwischen den beiden, lädt das Mädchen den Jungen auf ein Essen ein. Oder gibt ihm gleich einen Kuss.
Baum fällen für die Liebe
Liebesmaien sind immer junge Birken. Zum einen, weil sie als Symbol für Kraft und Lebenswillen gelten und zum anderen, weil die Birke der erste Baum ist, der nach dem Winter blüht. Aber da nicht jeder eine Birke zu Hause hat, verschlägt es viele auf der Suche nach einem geeigneten Baum entweder in den Wald oder sogar in den Vorgarten des Nachbarn.
Bloß keine Tanne
Wie gesagt sind Birken die geeignetsten Bäume für Liebesmaien. Hüten sollte man sich dagegen vor Tannen, Kirsch- oder Dornenzweigen. Das sind Schandmaien und werden Mädchen geschenkt, die bloßgestellt werden sollen.
Wenn der Baum dann da ist, gehen die Probleme erst richtig los. Denn in der Nacht zum ersten Mai treiben auch Diebe ihr Unwesen, die es auf die Liebesmaien abgesehen haben. Entweder um dem Baumaufsteller einen Streich zu spielen oder um bei einem besonders beliebten Mädchen die Konkurrenz auszudünnen. Deshalb sollten Liebesmaien auch gut mit einem Strick oder einer Kette gesichert werden.
Mittelalterliches Flirten
Seine Wurzeln hat der Brauch der Liebesmaien im Mittelalter. Schon im 13. Jahrhundert verschenkten junge Männer Liebesmaien an ihre Herzensdamen. Im 16. Jahrhundert erfüllten die Bäume noch einen anderen Zweck: Soldaten brachten sie den Bürgermeistern einer Stadt mit, um sie wohlwollend zu stimmen und die Erlaubnis zu erhalten, sich dort einzuquartieren. Heutzutage sind die Liebesmaien aber nur noch in wenigen Teilen Bayerns zu finden, unter anderem in Schwaben.