Schnupfen Bis die Nase voll ist
Genüsslich eine Prise nehmen. Das ist nichts für Schnupftabak-Sportler. Denn es kommt darauf an, so schnell wie möglich so viel Pulver wie möglich in die Nase zu befördern - und wer niest, der wird disqualifiziert.
Freizeit-Schnupfer klopfen eine Prise Schmalzler aus ihrer Schmaidose auf Handrücken, Unterarm oder Finger – und atmen die braunen Brösel tief in die Nase ein. Hatschi! Das putzt ordentlich durch. Möglicherweise stimmen sie dann auch noch das Schnupfer-Lied an.
Es wird nicht geschnupft, sondern gestopft
Ehrgeizige Sportschnupfer wenden sich da mit Grausen ab. Beim Preisschnupfen weht ein anderer Wind: Singen tut keiner, die Lage ist ernst. Es wird nicht genussvoll geschnupft, sondern geschickt gestopft.
Statt eine Prise vom Arm weg hochzuziehen, was gegen die Regeln wäre, schaufeln sich Kampfschnupfer den Schmai mit einem einzigen Finger in die Nase. Und zwar so schnell wie möglich: Wer binnen einer Minute am meisten Tabak in seinen Zinken befördert hat, gewinnt. Für eine bessere Schaufeltechnik feilen sich echte Profis sogar einen langen Fingernagel zurecht. Aber das Wichtigste: Hinterher bloß nicht niesen! Sofortige Disqualifikation des Nasen-Athleten wäre die Folge.
Eine Minute für fünf Gramm
Jeweils sechs Schnupfer treten gleichzeitig gegeneinander an, mit weißen Lätzchen, auch "Paverl" genannt und fünf Gramm Tabak vor sich. Wenn es heißt "Schnupfer fertig machen! – Dosen öffnen! – Achtung, fertig, los!", läuft die Uhr. Reinschaufeln was geht, heißt die Devise. Aber ohne, dass der Tabak wieder aus der Nase fällt. Nach einer Minute sitzen die Kontrahenten still, zur Wertung. Zuerst gibt es Sauberkeitspunkte, umso mehr, je weniger Schmai man im Gesicht oder anderswo hat. Dann werden die Tabakreste auf dem Paverl sorgfältig zusammengepinselt - und auf einer Präzisionswaage abgewogen. Denn jedes zurückgebliebene Zehntelgramm Tabak gibt Abzüge.
Bis zu 30 Zentimeter wegschnupfen
Nicht wettkampftauglich, aber bei einigen Schnupferclubs sehr beliebt ist das Streifen-Schnupfen: Man streut sich dabei den Schmalzler der Länge nach auf den Arm und schnupft ihn dann in einem Zug auf. Könner schaffen bis zu 30 Zentimeter!
Auch in der Herstellung von Schmalzler & Co. haben die Bayern die Nase vorn: Die weltgrößte Schnupftabakfabrik, Pöschl Tabak GmbH & Co. KG, hat ihren Sitz bei Landshut. In Deutschland hält die Firma einen Marktanteil von etwa 95 Prozent. Na dann "Allzeit gut Schnupf!", wie sich Schmai-Sportler in der Fachsprache gegenseitig wünschen.
Schmalzler-Grundrezept
Für Schmalzler werden Tabakblätter mindestens vier Wochen in einer Zuckersoße fermentiert, die zum Teil mit Aroma versetzt ist. Dann wird der Baatz zu Pulver zerrieben und schließlich mit geruchlosem Öl vermischt, das das Erzeugnis feucht hält. Früher verwendete man dazu Schmalz - daher der Name.