Etwa 820.000 Euro wird die neue Fischtreppe am Oberföhringer Wehr im Münchner Norden kosten. Zwar gibt es dort schon seit Jahrzehnten eine Fischaufstiegshilfe, doch ist sie seit langem außer Betrieb. Vollkommen falsch war die alte Fischtreppe angelegt worden und wurde daher von Fischen gar nicht erst gefunden .

Die neue Fischtreppe beginnt etwa 150 Meter unterhalb des Oberföhringer Wehrs auf der rechten Uferseite und endet nach zirka 180 Metern Aufstieg im Mittleren Isarkanal. Mit der Fischtreppe soll Huchen, Äschen und Nasen der Laichaufstieg ermöglicht werden - Fischarten, die typisch sind für die Isar und doch nur noch in Restpopulationen vorkommen.

"Raue Rampe" oder "Ökokraftwerk"

Zur erwünschten Durchwanderbarkeit der Mittleren Isar von Oberföhring bis Moosburg ist es aber noch ein weiter Weg. Weichen muss auch das Wehr in Ismaning. Im Gespräch ist eine "Raue Rampe" wie am Möllkessel an der Autobahnbrücke A99. Vernünftig gestaltet wäre sie die ökologisch beste Lösung, denn sie kommt der natürlichen Struktur von größeren Gefällen am nächsten.

Verhandelt wird derzeit aber auch über ein "Ökokraftwerk", das mit einer VLH-Turbine (Very low head turbine) ausgerüstet ist. VLH-Turbinen drehen sich sehr langsam, dadurch sterben weniger Fische, die sie passieren. Bei der Kraftwerkslösung wäre allerdings eine neue Fischtreppe unumgänglich.

Unter Wasser reichlich Ödnis

Bis zum Jahr 2022 sollen auch sämtliche noch bestehende Schwellen der Mittleren Isar aufgelöst und durch kleine Rampen ersetzt werden. Wo möglich, werden auch die Uferbefestigungen abgerissen. Mit dem Abraum sollen im Flussbett neue Strukturen geschaffen werden. Denn ein Grund für die nur mittlere Qualität der Mittleren Isar sind fehlende Unterwasserstrukturen. In Teilen gleicht der Fluss einem öde dahin fließendem Kanal. Fische und andere Wasserlebewesen brauchen aber eine möglichst abwechslungsreiche Umgebung, die Schutz und Nahrung bietet - also schnell und langsam fließende Passagen, große und kleine Steine, Unterstände, tiefe kalte Pools und wärmere Flachwasserbereiche.

Nasse Keller bei Sohldurchbrüchen

Nötig werden zudem Sohlbefestigungen, vor allem bei den Schwellen von Achering beim Erdinger Flughafen. Denn die begradigte Isar hat sich bis zu zehn Meter tief in den Gewässergrund eingegraben, in den letzten zehn Jahren allein einen Meter. Nun droht der Gewässergrund, die Sohle, durchzubrechen - mit dramatischen Folgen für den Grundwasserspiegel. Hier werden neun raue Rampen mit einer Fallhöhe von 40 bis 70 Zentimetern und eine komplett neue Ufergestaltung nötig, um den Wasserdruck auf die Sohle abzumildern.

Auch die begleitenden Aubäche wie zum Beispiel der Oberstjägermeisterbach und der Eis-Trift-Kanal, die durch den Englischen Garten fließen, oder der Garchinger Bach sollen an die Isar angebunden werden. Dann könnten wieder Fische zum Laichen aufsteigen und fänden zudem Schutz vor fischfressenden Vögeln wie Gänsesäger oder Kormoran.

Restwassermenge für Fische überlebenswichtig

Besonders wichtig ist die garantierte Restwassermenge. Sie wurde von fünf Kubikmeter pro Sekunde auf elf (Winter) bis 21 (Sommer) Kubikmeter erhöht. Fällt der Wasserstand unter ein bestimmtes Niveau, erwärmt sich das Wasser im Sommer zu stark und die Fische ersticken. Das Wasserwirtschaftsamt München hat angekündigt, die Restwassermengen regelmäßig zu prüfen.

Rund 23 Millionen Euro werden die Umbaumaßnahmen im Rahmen des "Gewässerentwicklungskonzepts Mittlere Isar" kosten. 75 Prozent der Kosten, also 17,25 Millionen Euro, muss Eon tragen. Dafür wurde dem Energiekonzern 2002 der Nutzungsvertrag für den Mittleren Isar Kanal verlängert. Die Bauarbeiten für die Fischtreppe am Oberföhringer Wehr werden voraussichtlich im Mai abgeschlossen sein.