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Reformationstag Als Luther Europas Geisteswelt erschütterte

Es ist das folgenreichste akademische Papier der Weltgeschichte: Martin Luthers Schreiben mit seinen 95 Thesen vom 31. Oktober 1517. Jedes Jahr an diesem Tag erinnern die evangelischen Christen an die Geburtsstunde der Reformation.

Stand: 26.10.2015 | Archiv

Denkmal des Reformators Martin Luther in Eisleben | Bild: picture-alliance/dpa

31 Oktober

Samstag, 31. Oktober 2015

Der Überlieferung nach hat Martin Luther die 95 Thesen ans Tor der Schlosskirche zu Wittenberg geschlagen. Heute ist diese Version der Geschichte umstritten.

Kein bundesweiter Feiertag

Doch unabhängig davon, ob die Thesen nun an die Kirchentür genagelt wurden: Mit 31. Oktober 1517 ist der erste jener Briefe datiert, denen Luther die Thesen beilegte. Empfänger war der Erzbischof von Mainz und Magdeburg, Albrecht von Brandenburg. Den Gedenktag begehen die evangelischen Christen seit 1667 - das war 150 Jahre nach dem Ereignis. In Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen ist der Reformationstag heute gesetzlicher Feiertag. Der ehemalige Bayerische Landesbischof Johannes Friedrich kämpft dafür, dass der Tag bundesweit diesen Status erhält.

Protest gegen Geschäft mit der Sünde

In seinen Thesen kritisierte der Augustinermönch und Gelehrte Luther unter anderem den Ablasshandel der Kirche und die Stellung des Papsttums. Richtig revolutionär war sein theologisches Programm: Allein durch die Gnade Gottes ("sola gratia") erlange der Gläubige Vergebung und Seelenheil; er kann es sich weder mit guten Werken und Almosen verdienen oder erkaufen. In seinen Schreiben forderte er darüber hinaus viele weitere grundlegende Reformen und prangerte Missstände an.

Die Bibel für das Volk

Schlosskirche Wittenberg

Seine Thesen - und seine undiplomatische Art - brachten Luther den Kirchenbann und die kaiserliche Acht ein. Luther konnte sich der Verfolgung durch den Staat allerdings erfolgreich entziehen - mithilfe mächtiger Gönner. 300 Tage verbrachte er versteckt auf der Wartburg. Dort übersetzte er das Neue Testament und Teile des Alten. Diese Übersetzung der Bibel veränderte die Gesellschaft nachhaltig. Er fand eine sehr plastische Sprache, die jeder verstehen konnte. Und der noch recht neue Buchdruck sorgte für eine rasante Verbreitung der sogenannten Luther-Bibel.

Gedenktag und praktizierter Glaube

Die Ideen Luthers fanden in weiten Kreisen der Bevölkerung und des Adels vor allem im deutschsprachigen Raum großen Anklang. Heute steht der Reformationstag nicht nur für das Gedenken an die Geschichte der Reformation. Viele Gemeinde betonen weniger die Unterschiede im Glauben zwischen Katholiken und Protestanten, sondern widmen den Tag eher auch dem Bestreben eines Zueinanderfindens.


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