Sensationeller Zufallsfund in Altomünster Forscher entdecken mittelalterliche Schriften im Kloster
Während einer Tagung im oberbayerischen Altomünster haben Forscher per Zufall einen mittelalterlichen Bücherschatz im Birgitten-Kloster entdeckt. Einen genauen Einblick in den Buchbestand verweigert der Vatikan derzeit noch.
Kurz vor der Auflösung des oberbayerischen Klosters Altomünster fanden internationale Forscher Schriften und Kunstwerke mit aufwändigen Malereien, mit Gesängen und Gebeten aus dem Mittelalter. Sie geben Einblicke in das mittelalterliche Leben des Birgitten-Ordens. Für Wissenschaftler Volker Schier von der Arizona State University sind die Werke ein Sensationsfund, der Aufschluss darüber gibt:
"Was die Nonnen tagsüber in der Kirche, im Kreuzgang, in ihren Ritualen gemacht haben; das Essen der Nonnen, wann sie schlafen, wie die Lebenssituation im Einzelnen ist, was sie dürfen, was sie nicht dürfen: Das haben wir alles in diesen Quellen. Was wir jemals über Birgitten-Nonnen erfahren werden, werden wir aus diesen Altomünsterer Quellen entnehmen."
Volker Schier von der Arizona State University
Kloster ist rechtsmäßiger Erbe
Einige Forscher befürchteten nach dem Sensationsfund, dass die wertvollen Handschriften über das mittelalterliche Klosterleben verloren gehen oder verkauft werden könnten, wie es in Klosterbibliotheken in der Vergangenheit bereits der Fall war.
Die Münchner Staatsbibliothek hat inzwischen herausgefunden, dass das Kloster rechtmäßiger Erbe der Schriften ist. Der Birgitten-Orden hatte Gebäude und Inventar Mitte des 19. Jahrhunderts vom Staat zurückgekauft. Klaus Ceynowa von der Bayerischen Staatsbibliothek fand ein Dokument aus dem Jahr 1851, das den Kauf belegt:
"Durch den Klosterkonvent wurde selber das Kloster zurückgekauft und zwar samt 'Zugehör für exakt 4.000 Gulden in klingender Münze' wie es in der Unterlage heißt. So dass die zu dem Zeitpunkt dort verfügbaren Buchbestände definitiv kirchliches Eigentum sind."
Klaus Ceynowa von der Bayerischen Staatsbibliothek
Werke sollen digitalisiert werden
Das Kloster soll allerdings bis Ende des Jahres aufgelöst werden. Die Kirche verwehrt dem internationalen Forscherteam um Volker Schier seit einem halben Jahr den Zugang zu den wertvollen Büchern.
Die vom Vatikan eingesetzte Verwalterin, Schwester Gabriele Konrad, die im benachbarten Schönbrunn wohnt, versicherte allerdings dem Bayerischen Rundfunk, dass der mittelalterliche Handschriftenschatz bis 2017 digitalisiert und öffentlich zugänglich gemacht werde, vielleicht sogar in Zusammenarbeit mit der Staatsbibliothek in München.
Noch völlig unklar ist, wie die prunkvollen Handschriften die Säkularisation Anfang des 19. Jahrhunderts überstanden haben, als alle bayerischen Klöster enteignet und ihre Bibliotheken entweder vernichtet oder in die Staatsbibliothek integriert wurden.