Tod und Sterben im Hinduismus Der ewige Kreislauf des Lebens
Der Tod ist für die Hindus gleichzeitig ein Neubeginn. Denn er bedeutet für sie nicht das Ende, sondern den Übergang in ein neues Leben.
Hindus glauben an den Kreislauf des Lebens. Mit dem Tod geht für sie nur ein Abschnitt des Daseins zu Ende. Danach wird die Seele, Atman genannt, in einem anderen Lebewesen wiedergeboren – in welcher Gestalt, ob als Mensch, Tier, Pflanze oder sogar Einzeller hängt vom Karma ab – also seinen Taten, aber auch Gedanken, Absichten und Sehnsüchten. Das heißt: Je mehr gute Taten ein Mensch während seines Lebens anhäufen kann, desto besser steht es um seine Wiedergeburt. Als Mensch wiedergeboren zu werden, gilt als besonders erstrebenswert. Denn nur dann besteht die Möglichkeit, dem Kreislauf der Wiedergeburten zu entkommen. Und diese Befreiung, Moksha genannt, ist das Ziel des menschlichen Lebens. Um das zu erreichen gibt es für Hinduisten vier Wege: den Weg der Gottesliebe, den Weg des Wissens, den Weg der selbstlosen Tat und den Weg der Gedankenarbeit und der Meditation.
Reinigung des Körpers und der Seele
Es gibt keine Bestattungsrituale, die für alle Hindus gelten. Die Zeremonie kann sich je nach Kaste oder Region unterscheiden. Doch meist wird der Tote zunächst gereinigt. Das ist wichtig, weil nach dem hinduistischen Glauben die Reinigung des Körpers mit der Reinigung der Seele einhergeht. Dafür wird der Leichnam auf einen Stuhl gesetzt und unter fließendem Wasser gewaschen. Danach wird der Tote gesalbt und in schmucklose weiße Tücher gewickelt.
Schließlich wird der Verstorbene auf einem Scheiterhaufen auf einem öffentlichen Platz oder in einem Krematorium verbrannt. Wenn möglich, entzündet der erstgeborene Sohn das Feuer – bei Frauen am Fußende, bei Männern am Kopfende. Dann wird der Kopf zerschlagen, um das Atman, die Seele, herauszulösen. Das ist die wichtigste Handlung der Zeremonie. Nur durch die Spaltung des Schädels kann das Atman zum Gott Brahma, zurückkehren. Außerdem verdeutlicht es, dass die Seele bereit zur Wiedergeburt ist.
Bis zu zwei Tage dauern die Rituale
Sobald das Feuer entfacht ist, singt ein Priester Mantras, also Gebete. Die Angehörigen umrunden – als Sinnbild für die fünf Elemente – den Scheiterhaufen fünf Mal im Uhrzeigersinn. Diese Rituale können bis zu zwei Tage dauern. Am dritten Tag wird die Asche des Toten in einen Fluss gestreut oder vergraben. Die Zeremonie ist öffentlich, doch Frauen müssen etwas abseits stehen.
Für Hindus ist es das größte Glück, am heiligen Fluss Ganges in der Stadt Varanasi bestattet zu werden. Dort wurde ihrem Glauben nach das Universum erschaffen und dort erlangt die Seele der Hindus Frieden.
Trauer ist wichtig
Die Trauer über einen geliebten Menschen wird im Hinduismus nach außen getragen. Wenn ein Elternteil stirbt, rasieren sich die Söhne die Köpfe. Außerdem werden zum Gedenken an den Toten Blumen und Kerzen zu Wasser gelassen und zu jedem Todestag Opfergaben dargebracht. Solche Rituale dürfen nur Männer durchführen. Dafür hoffen sie auf positive Karmapunkte.