Spielvereinigung Fürth Das glorreiche Meisterschaftsteam von 1914
31. Mai 1914: Es war das längste und dramatischste Spiel um eine Deutsche Meisterschaft. Nach nervenaufreibenden 153 Minuten gegen den VfB Leipzig sicherte sich Fürth den ersten Meistertitel seiner Vereinsgeschichte.
Das Finale fand in Magdeburg vor 6.000 Zuschauern statt. Den 3:2-Sieg gegen den Vorjahressieger VfB Leipzig besiegelte Karl Franz mit seinem Treffer in der 153. Minute. Entsprechend der damaligen Regeln wurde das Spiel bei einem Gleichstand nach 120 Minuten so lange um jeweils weitere 10 Minuten fortgesetzt, bis ein Tor fiel. Es war nicht nur der erste deutsche Meistertitel für die Franken, sondern auch der erste einer bayerischen Mannschaft überhaupt.
Der Weg zum ersten Titel
1914 war die Spielvereinigung Fürth mit über 3.000 Mitgliedern der größte Verein Deutschlands. Zwischen 1912 und 1914 feierte der Klub dreimal in Folge die Meisterschaft in der bayerischen Ostkreisliga. Nachdem sich die Franken somit für die Süddeutsche Meisterschaft qualifiziert und diese 1914 gewonnen hatten, nahmen sie erstmals an der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft teil.
Einen hohen Anteil am ersten Meistertitel hatte der Trainer - ein Übungsleiter aus dem Mutterland des Fußballs. Im April 1911 wurde der Engländer William Townley engagiert, der vor seiner Trainerkarriere als Fußballer aktiv war. Er war der erste Spieler, dem 1890 mit seinem Heimatverein Blackburn Rovers in einem FA-Cup-Finale ein Hattrick gelang. Nach seiner aktiven Spielerkarriere leistete Townley Pionierarbeit in Deutschland. Er brachte seine englische Spielkultur und Trainingsweise in das fußball-technisch "unterentwickelte" deutsche Kaiserreich. So führte er vor seinem Engagement bei Fürth bereits 1910 den Karlsruher FV zur Deutschen Meisterschaft.
"Stoppen, schauen, passen"
William Townleys Spruch für sein Kombinationsspiel
Ein jähes Ende der Heiterkeit
Townley machte sich mit seinen Erfolgen in Deutschland einen Namen. Im Dezember 1913 heuerte er beim FC Bayern München an. Für das Meisterschafts-Finale kehrte der Engländer von April bis Mai 1914 jedoch leihweise wieder zurück.
Doch die Fußball-Euphorie dauerte nicht lange an. Der erste Weltkrieg brach aus. Nur zwei Monate nach dem Endspiel wurden sechs Akteure des Meisterteams als Soldaten eingezogen, vier davon kehrten nicht zurück (Sebastian Seidel, Hans Jakob, der Ungare Frigyes Weicz sowie der Siegtorschütze des Finales, Karl Franz).
Ein unvergessener Held
Der einstige Meistermannschafts-Kapitän Julius Hirsch hat den ersten Weltkrieg als Soldat überlebt. Jedoch fiel er später dem NS-Regime zum Opfer. Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde Hirsch verfolgt und 1943 nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Eine Postkarte an seine Tochter war das letzte Lebenszeichen. Am 8. Mai 1945 wurde Hirsch für tot erklärt.
Zum Gedenken an den Sportler rief der Deutsche Fußball-Bund (DFB) im Jahr 2005 den Julius-Hirsch-Preis ins Leben. Dieser soll jährlich Personen und Organisationen auszeichnen, die sich besonders für Toleranz, Freiheit und Menschenwürde einsetzen.
Andere Fürther Größen
In Fürths ruhmreichen Zeiten waren neben Hirsch auch Spieler wie Karl Burger oder Hans Schmidt prägende Figuren. Burger wechselte 1908 vom MTV Augsburg zur Spielvereinigung. Dort entwickelte er sich schnell zu einem Leistungsträger. Nur ein Jahr später wurde Burger als erster Kleeblatt-Spieler überhaupt in die deutsche Nationalmannschaft berufen. Später folgten ihm auch Wellhöfer, Schmidt und Hirsch in die DFB-Auswahl.
Andere Klub-Urgesteine waren Georg Wellhöfer, Georg Wunderlich und Georg Löblein. Letzterer gehörte dem Verein 13 Jahre lang an und bestritt insgesamt 323 Spiele. Im Alter von nur 32 Jahren starb Löblein an einer Blutvergiftung. In der Fürther Mannschaft, die einige Monate nach seinem Tod 1926 den Meistertitel holte, war er der letzte Verbliebene aus dem Meisterteam von 1914. Den dritten und bisher letzten Triumph in der Deutschen Meisterschaft feierte Fürth 1929.