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Klima und Fußball Nachhaltigkeit in der Bundesliga – was hat sich getan?

Die Fußball-Bundesliga startet in die Saison 2023/24. Zum ersten Mal müssen die Vereine im Vorfeld auch Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Eine Umfrage der ARD-Radio-Recherche-Sport zeigt: Noch nicht alle Klubs erfüllen die Vorgaben.

Stand: 15.08.2023

Nachhaltigkeit im Fußball | Bild: picture-alliance/dpa

Die Bundesliga möchte nachhaltiger werden. Deshalb hat die DFL vor dieser Saison zum ersten Mal überprüft, ob die 36 Vereine aus der 1. und 2. Bundesliga gewisse Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Ein Kriterium ist: Jeder Klub muss seinen CO2-Fußabdruck messen. Auf Anfrage der ARD-Radio-Recherche-Sport teilen 20 Vereine mit, ihre CO2-Emissionen berechnet zu haben. Das sind acht mehr als vor einem Jahr.

FC Bayern München ignoriert Nachhaltigkeits-Anfrage

Nachhaltigkeit Bundesliga macht leichte Fortschritte

Trotzdem gibt es weiterhin einige Vereine, die ihre klimaschädlichen Emissionen nicht kennen beziehungsweise Anfragen dazu ignorieren. Dazu gehören der Deutsche Meister Bayern München und Champions-League-Teilnehmer Union Berlin.

Auch eine Analyse dazu, wie die Fans zum Stadion kommen, haben noch nicht alle Vereine durchgeführt – dabei verursacht die Fan-Mobilität die meisten Emissionen. Verantwortliche für Nachhaltigkeit haben hingegen inzwischen praktisch alle Klubs.

Bundesliga entwickelt sich in Richtung Nachhaltigkeit

"Es war ein guter Start, weil durch die Nachhaltigkeitskriterien der DFL die Bundesligisten gezwungen – oder sagen wir mal positiv – motiviert wurden, eine Komplettaufnahme aller Nachhaltigkeitsaktivitäten vorzunehmen", sagt Sportökonom Jörn Kleinschmidt. Er ist Vorsitzender des "FC PlayFair!", ein Verein, der sich seit 2017 für mehr Nachhaltigkeit in der Bundesliga einsetzt. "Und jetzt sind die nächsten Schritte, Ziele zu definieren, Maßnahmen zu definieren und diese dann in Umsetzung zu bringen", meint Kleinschmidt.

Auch die DFL schreibt auf Anfrage: Die Zahlen zeigten, dass sich die Liga noch weiter entwickeln müsse. Es sei aber positiv zu bewerten, dass dank der Nachhaltigkeitskriterien Strukturen geschaffen wurden, um konkrete Maßnahmen umzusetzen.

"Ab und an muss man ja auch die Vereine zu ihrem Glück 'zwingen' und ich hätte mir hier ein Anreiz-System gewünscht, um der Ernsthaftigkeit tatsächlich Nachdruck zu verleihen. Dass heißt ganz konkret, dass man ein Bonus oder Malus-System einführt: Wer besonders gut und nachhaltig auf sich aufmerksam macht, bekommt aus den DFL oder DFB-Mitteln auch Zuwendungen. Ich glaube, dass wäre ein guter Schritt nach vorne und würde die Attraktivität deutlich erhöhen, sich in solchen Feldern zu bewegen."

- Andreas Rettig, ehemaliger DLF-Geschäftsführer

Fans verursachen viele Emissionen

Was Sportökonom Kleinschmidt dabei vermisst: Eine klare Priorisierung von Seiten der DFL, woran die Vereine besonders arbeiten sollten. Den größten Hebel gebe es bei den Reisen der Auswärtsfans, die für circa 7500 Tonnen CO2 pro Spieltag verantwortlich sind. Rund eine halbe Millionen Fans sind jedes Bundesliga-Wochenende unterwegs, um Fußball im Stadion zu sehen. Um das zu kompensieren müsste man theoretisch an jedem Spieltag 60.000 Bäume pflanzen.

"Die acht, neun Prozent der Auswärtsfahrer, die unterwegs sind in der Liga, fahren im Schnitt zu jedem Spiel 350 Kilometer. Die erzeugen damit fast annähernd ein Drittel des gesamten Fußabdrucks der Bundesliga."

- Jörn Kleinschmidt, Vorsitzender FC Play Fair

Denn die meisten Fans fahren immer noch mit dem Auto zum Stadion. Das zeigen Zahlen, die einige Vereine auf Anfrage bereitgestellt haben. Zu Heimspielen von Hoffenheim kommen mehr als 80 Prozent der Fans mit dem Auto. Bei Stadien, die zentraler in der Stadt liegen, kommen mehr Fans mit dem öffentlichen Nahverkehr. Insgesamt fehlt noch die Sensibilisierung für Klimaschutz in der Fanszene.

Fan-Projekte und Fan-Klubs gehen voran

Um dem entgegenzuwirken hat sich nun das Bildungsprojekt "Anpfiff für‘s Klima" gegründet. Das Fanprojekt will den Fans den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Fußball zeigen und sie für ihre Verantwortung beim Klimawandel mithilfe von Workshops sensibilisieren. Der größte Faktor ist dabei: die An- und Abreise vom Stadion.

Aber auch der Stadionbesuch selbst ist durch den Klimawandel geprägt: Zuschauer und Vereine müssen sich auf Hitze, Starkregen und andere Klimafolgen vorbereiten. In Zukunft will "Anpfiff für's Klima" einen Klimameister per App-Voting bestimmen, mit Krtierien wie: Begrünung, Hitzeschutz, Fahrradstellplätze am Stadion oder Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.

Fan-Klub "Forest Green Allgäu"

Auch ein Fan-Klub in Kempten, "Forest Green Allgäu", zeigt, wie sich Fans klimaschonender verhalten können: Der Fan-Klub ist vegan, hat die 17 Nachhaltigkeits-Ziele der UN in seiner Satzung verankert und schützt je Mitglied einen Quadratmeter Wald in Deutschland. "Es verbessert sich allmählich, aber es könnte viel, viel mehr geschehen", meint René Knorr zum Umwelt-Engagement in der Fan-Szene. "Man muss die Anreise hinterfragen. Dass nicht jeder mit dem Auto fährt, sondern man sich zusammentut oder die Bahn nimmt."


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