Biathlon in Östersund Miriam Gössner: "Ich bin tiefenentspannt"
Miriam Gössner ist wieder die Frohnatur vergangener Zeiten. Ihr erstes Rennen des WM-Winters nimmt die 26-Jährige entspannt in Angriff - weil sie mit ihrem Leben rundum zufrieden ist.
Das ansteckende Lächeln ist zurück, sogar ihre Reservistenrolle zum Weltcup-Auftakt quittierte Miriam Gössner mit strahlendem Gesicht. "Wenn es im Sport mal nicht ganz nach Plan läuft, ist das doch kein Grund, unglücklich zu sein", sagte die Biathletin vor ihrem ersten Auftritt im WM-Winter: "Ich strahle so viel, weil ich mit meiner aktuellen Lebenssituation zufrieden bin."
Zurück im Weltcup
Glück in der Liebe - und endlich auch wieder Freude am Beruf. Wenn am Mittwoch (18.00 Uhr/ARD) mit dem kräftezehrenden Klassiker über 15 Kilometer das erste Einzelrennen der Saison ansteht, kann Gössner endlich wieder (nahezu) beschwerdefrei starten. "Jeder Mensch hat ja irgendwo seine kleinen Schwierigkeiten", sagte die Freundin von Ski-Ass Felix Neureuther, die in den Mixed-Wettbewerben am Sonntag noch zuschauen musste: "Meinem Rücken geht es soweit aber wieder gut." Und das ist nicht selbstverständlich. Nach mehreren Wirbelbrüchen bei einem schweren Mountainbike-Unfall im Frühjahr 2013 war die dreimalige Weltcupsiegerin nur knapp an einer Querschnittslähmung vorbeigeschrammt.
Schritt für Schritt arbeitete sie sich in den Weltcup zurück, wo Rückschläge freilich nicht ausblieben. Das unter Tränen verkündete Aus für die Olympischen Spiele in Sotschi 2014, vor einigen Monaten die WM in der Wahlheimat Oslo ohne einen einzigen Einsatz, zeitweise wurde einem 40. Platz von Gössner sogar mehr Aufmerksamkeit geschenkt als den Podestplätzen der Teamkolleginnen. "Es fühlt sich definitiv besser an, wenn man nicht für jedes schlechte Rennen kritisiert wird und die guten Leistungen der anderen toleriert werden", sagte Gössner, mittlerweile auch schon 26 Jahre alt, über die zuletzt wieder veränderte Wahrnehmung der Öffentlichkeit.
Aufmerksamkeit jetzt mehr auf Dahlmeier und Hildebrand
Dass es ein bisschen still um die Blondine geworden ist, liegt in der Tat an den herausragenden Leistungen der anderen DSV-Athletinnen. Vor allem Laura Dahlmeier (23), die in der Vorsaison fünf Weltcup-Siege und fünf WM-Medaillen einheimste, gilt mittlerweile am ehesten als potenzielle Nachfolgerin von Rekordweltmeisterin Magdalena Neuner. Auch Franziska Hildebrand hat Gössner den Rang abgelaufen - sie selbst war in der vergangenen Saison nur die viertbeste Deutsche im Gesamtweltcup.
Für Gössner ist das kein Problem, ganz im Gegenteil. "Dass unser Team so stark ist und immer jemand vorne mitlaufen kann, gibt mir persönlich auch die nötige Sicherheit", erklärte Gössner, die in Zukunft "ihren Job am Schießstand und in der Loipe machen will. Dann wird man sehen, wohin es führt.» Läuferisch gehört sie ja auch schon wieder zu den Besten. Wenn dazu mit dem Gewehr alles klappt, ist ein Rang im oberen Bereich des hochkarätigen Feldes praktisch garantiert. Und wenn der Erfolg doch ausbleiben sollte? "Ich habe eine tolle Familie und tolle Freunde", sagt Gössner, "ich bin tiefenentspannt."