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1939 - 1945 Jahre des Untergangs

Wie durch ein Schlüsselloch blickt der zweite Teil der zweiteiligen Dokumentation anhand eines seltenen Fundus an privaten Farbfilmaufnahmen auf das alltägliche Leben der Menschen an der "Heimatfront" vom ersten bis zum letzten Kriegstag. Wer ahnte, was noch kommen würde? Wer bereute später?

Stand: 05.11.2019

Im Mai 1945: Das vom Krieg zerstörte Nürnberg. | Bild: BR/DOKfilm Fernsehproduktion GmbH/Saeculum

"Jahre des Untergangs" beginnt mit dem 1. September 1939. Der Tag, an dem mit dem deutschen Angriff auf Polen der Zweite Weltkrieg begann. Eine Familie bannt diesen Tag in ihrem Nürnberger Zuhause auf seltenen und teuren Farbfilm: Die Eltern trinken Likör und Söhnchen Klaus malt ein Bild. Im oberbayerischen Gestellungsort Aichach sitzen Soldaten in Wehrmachtsuniformen mit ihren Ehefrauen fröhlich zusammen, spielen Zither und Gitarre, schunkeln.

Wer von ihnen wird in den nächsten fünf Jahren töten müssen oder wollen? Wer von ihnen wird fallen? Wir sehen sie singen und lachen. Beim Sterben sehen wir sie nicht. Diese Bilder filmt ein Bäckermeister aus Dachau. Mit seiner 8mm-Kamera hält er auch eine heile Welt am Bäckershof fest. Der Kontrast zu seinen planschenden Kindern im Dachauer Stadtbad könnte nicht größer sein: Wohl bei einer Brotauslieferung ans nahe gelegene SS-Lager, gelingt dem Bäcker die vermutlich einzige Filmaufnahme, die von einer Privatperson innerhalb der Mauern eines Konzentrationslagers je gefilmt wurde.

"Die Hölle festhalten"

In "Jahre des Untergangs" begegnen wir auch Menschen wieder, die bereits im ersten Teil "Jahre der Verführung" auftauchten: Das Brautpaar, das noch kurz vor Kriegsausbruch in bester SS-Manier heiratete, begibt sich auf Hochzeitsreise. Im Laufe des Filmes werden ihre Verstrickungen mit dem NS-Regime immer deutlicher.

Es sind Jahre des Größenwahns, Jahre der Herrenrassen-Fantasien und Jahre der Verblendung. Mit den Farbaufnahmen der Alliierten, die die Befreiung Bayerns filmen, wird auch klar, warum es Jahre des Untergangs sind. Bei der Öffnung des Konzentrationslagers Dachau im Mai 1945 richten die amerikanischen Soldaten ihre Kameras auf die Menschen, die sie dort ermordet vorfinden oder befreien. Einer der filmenden US-Soldaten wollte, wie er später sagte, "die Hölle festhalten damit niemand behaupten kann, es sei nicht geschehen".

"Jahre des Untergangs" – ein Zeitdokument aus einer Vergangenheit, die so nah wirkt, als wäre das alles erst gestern gewesen.


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