Sport - Doping und Sportpolitik


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Dopingtests im Fußball NADA räumt DFB und Vereinen Sonderregeln ein

Im deutschen Profifußball gibt es nach BR-Recherchen im Verhältnis zur Anzahl der Spieler nach wie vor wenige Dopingkontrollen. Außerdem räumt die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA dem DFB und den Vereinen Sonderrechte ein.

Von: Sebastian Krause (ARD-Radio-Recherche Sport), Oliver Schnuck (BR Data), Ingo Lierheimer (BR Recherche)

Stand: 04.04.2017

DFB NADA | Bild: picture-alliance/dpa

Doping im Fußball macht vor allem im Trainingslager Sinn. Da sind sich die Experten einig. Dann, wenn sich die Spieler von Blessuren erholen und sich auf die Saison oder die Rückrunde vorbereiten. Wie jetzt im Januar zum Beispiel. Doch nach BR-Recherchen wurde in der Winterpause nicht einmal jeder zehnte Erstligaspieler getestet. Bei RB Leipzig kam im Trainingslager sogar überhaupt kein Dopingkontrolleur vorbei.

"Es ist natürlich, vor dem Hintergrund, dass RB Leipzig einen besonderen Fußball spielt, mit sehr viel Kraft, Energie und entsprechender Ausdauer sehr überraschend, dass hier nicht das seit langem und immer wieder geforderte 'intelligente' Testen gemacht wird, als Antwort vielleicht auf 'intelligentes' Dopen."

Fritz Sörgel, Pharmakologe und Anti-Doping-Experte

Die NADA erklärt dazu, das Kontrollsystem sei auf unberechenbare Zielkontrollen angelegt. Deshalb würden einige Spieler im Trainingslager getestet, einige zu einem anderen Zeitpunkt.

Sonderregeln für DFB

Fritz Sörgel

Trotzdem bleiben Zweifel. Denn die Kontrollen werden seit knapp zwei Jahren zwar komplett von der NADA durchgeführt, aber die räumt dem DFB und den Bundesliga-Vereinen Sonderregeln ein. Demnach werden Verband und Vereine über die Ergebnisse der Dopingtests so informiert, dass sie das Krisenmanagement in der Hand haben. Für Anti-Doping-Experte Fritz Sörgel passt das ins Bild.

"Das ganze System [...] basiert darauf, dass man zu jedem Zeitpunkt alles erfährt. Über den Spieler, über irgendwelche Dinge im Verein. Über irgendwelche Informationen, die an die Öffentlichkeit geraten, oder geraten könnten. Und man möchte natürlich, weil ein spektakulärer Dopingfall für die Spitzenvereine wirklich der 'Worst Case' wäre, das mit allen Mittel zu verhindern versuchen."

Fritz Sörgel, Pharmakologe und Anti-Doping-Experte

Verstoß gegen NADA-Code

Der DFB verlangt, über einen positiven Befund einer A-Probe spätestens 24 Stunden nach Eingang bei der NADA informiert zu werden. Diese Regel hat sich der Verband selbst gegeben. Und auch die Bundesliga-Vereine bekommen über die Ergebnisse ihrer Spieler rechtzeitig Bescheid. Im Fall Marco Russ sogar vor dem Spieler. Bei dem Profi von Eintracht Frankfurt war vor knapp einem Jahr durch eine positive Dopingprobe eine Krebserkrankung entdeckt worden.

"Nach dem Training kam der Trainer dann zu mir und hat gesagt, dass eine positive Dopingkontrolle vorliegt."

 Marco Russ, Spieler Eintracht Frankfurt

Durch diese Sonderregeln verstoße der DFB gegen das allgemein geltende Anti-Doping-Regelwerk, den sogenannten NADA-Code und missachte nach Aussage von Stefan Brink, dem Datenschutzbeauftragten des Landes Baden-Württemberg, der sich seit Jahren mit der Problematik beschäftigt, auch den Datenschutz.

"Eine Einbeziehung des Vereins, in dem Sinne: Ich gebe Dir die Informationen, und Du teilst das bitte dem Spieler mit, ist aus datenschutzrechtlicher Sicht, hochproblematisch, und im Prinzip auch inakzeptabel. Der Spieler selbst muss der Adressat der Information sein. Ganz einfach auch deswegen, weil es ganz gegenläufige Interessen zwischen Spieler und Verein geben kann."

Stefan Brink, Datenschutzbeauftragter Baden-Württemberg

Schutz für persönliche Daten

DFB und NADA bestreiten eine Sonderregelung. Die Anti-Doping-Richtlinien des DFB seien mit dem NADA-Code vereinbar, heißt es auf Anfrage. Allerdings läuft es nach BR-Informationen in den vergleichbaren Sportarten Basketball, Handball und Eishockey anders. Dort hält man sich tatsächlich an den NADA-Code. Das heißt, bei einem positiven Befund geht die Information direkt und ausschließlich an den Spieler, der damit Herr über seine persönlichen Daten bleibt und nicht einem möglichen Krisenmanagement seines Arbeitgebers, dem jeweiligen Verein, ausgeliefert ist. Für den Fußball aber gelten eigene Regeln.

Kaum Kontrollen

Ausgangspunkt der BR-Recherche war eine an die Vereine der 1. und 2. Bundesliga sowie der 3. Liga gerichtete Anfrage nach Häufigkeit und Ort der Dopingkontrollen. Die Reaktion: viel Intransparenz aber auch überraschende Offenheit.

Ein Großteil der Vereine, wie zum Beispiel der FC Bayern München, wollte keine genauen Angaben machen. Andere geben recht detailliert Auskunft und teilen sogar Namen der kontrollierten Spieler mit, wie zum Beispiel der FC Augsburg und Werder Bremen. Die meisten Vereine verweisen jedoch auf die NADA.

Diese liefert uns auf Anfrage zumindest Zahlen für die Saison 2015/2016. Da wurden in der 1. und 2. Bundesliga 517 Dopingproben im Training genommen. Das klingt nach viel, ist aber im Verhältnis zur Anzahl der Spieler wenig. Unter der Annahme einer Kadergröße von mindestens 20 Spielern pro Mannschaft war es nicht einmal theoretisch möglich, jeden Bundesliga-Profi auch nur ein einziges Mal während des gesamten Saisonverlaufs im Training zu testen.

Wenig Risiko getestet zu werden

Bezüglich Wettkampfkontrollen teilt die NADA mit, dass in der 1. und 2. Bundesliga, der 3. Liga, den Junioren-Bundesligen, der 1. Frauen-Bundesliga sowie dem DFB-Pokal 1.395 Proben genommen wurden. Dem stehen 2.374 Spiele gegenüber, die in diesen Wettbewerben stattgefunden haben. Geht man davon aus, dass jede Mannschaft pro Partie 14 Spieler einsetzt, ergeben sich hochgerechnet über 65.000 mögliche Doping-Kontrollen.

Das durchschnittliche Risiko für einen Spieler nach einer Partie getestet zu werden, liegt also im deutschen Profifußball bei nur knapp über zwei Prozent. Zwar werden etwa Nationalspieler deutlich häufiger getestet. Allerdings bedeutet das auch, dass das Risiko für Spieler, die nicht unter besonderer Beobachtung stehen, noch geringer ist.

Keine mündigen Spieler

Die Menge der Kontrollen im Profifußball ist also gegenüber der enormen Zahl an Partien und eingesetzten Spielern gering. Und kommt es zu einer positiven Probe, räumt die NADA dem DFB im Unterschied zu anderen Sportverbänden Sonderrechte  ein. Der einzelne Spieler wird übergangen und dadurch zum Spielball des Verbandes und der Vereine, kritisiert der Datenschützer.

"Zum einen werden sie in ihren Grundrechten auf informationelle Selbstbestimmung verletzt, zum Zweiten geraten sie immer mehr ins Hintertreffen, was die Informationssituation angeht. Der DFB weiß mehr als sie, der Verein, also der eigene Arbeitgeber ist besser informiert, und das macht den Sportler natürlich schwach. Es nimmt ihm die Chance, für ihre eigenen Interessen einzutreten."

Stefan Brink, Datenschutzbeauftragter Baden-Württemberg

Vom Idealbild des mündigen Fußballprofis ist man im Land des Weltmeisters offensichtlich meilenweit entfernt.


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Hans, Freitag, 14.April 2017, 12:37 Uhr

2. Doping


Das ganze zusammengefasst heisst Alibikontrollen.

Die Geldmaschine Fussball darf ja nicht gestört weden!

Die FIFA hat sich ja vor ihrem Beitritt zur NADA freigekauft!

Harald, Dienstag, 04.April 2017, 08:46 Uhr

1. Jaja, die Fußballer...

... brauchen scheinbar wieder eine Extrawurst. Liegt das evtl. an den Millionen, die teils sinnlos auf den Spielfeldern versenkt werden?
Wahrscheinlich liegt kein Zusammenhang vor, aber seltsamerweise glauben auch manche Fußballfangruppen, sie müssen sich nicht an allgemein gültige Regeln halten (z.B. keine Feuerwerkskörper im Station, oder keine Schlägereien mit den gegnerischen Fans).
Schon in den niedrigen Klassen gehen die Väter gegen die Schiedsrichter oder die Spieler/Väter der gegnerischen Vereine mit Körpereinsatz vor. Da fängts doch schon an mit den geistigen Aussetzern. Das zieht sich dann durch alle Klassen und Ligen bis oben durch.
Der Sport an sich bleibt dabei wie immer auf der Strecke, wegen ein paar wenigen Uneinsichtigen.