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TSV 1860 München Merkels Meisterstück(e)

1961 kam der Trainer, der den TSV 1860 in eine bis dahin nicht gekannte Erfolgsspur führte: Max Merkel. Als der Österreicher an die Isar wechselte, plante man in Deutschland gerade die eingleisige Bundesliga mit 16 Vereinen.

Stand: 20.07.2015 | Archiv

Nachdem man die Bombentrichter im Sechziger-Stadion zugeschüttet hatte, fand am 26. August 1945 dort wieder die erste Partie nach Kriegsende statt: Die Löwen gingen dabei mit 0:4 gegen die Bayern unter. Aber sie wurden Gründungsmitglied der neu geschaffenen Oberliga Süd, der damals höchsten Spielklasse in Süddeutschland. 1948 erlebte das Stadion seinen bis heute gültigen Rekordbesuch: Über 58.000 Zuschauer, viel mehr als offiziell zugelassen, sahen ein 2:1 über Nürnberg. Daraufhin erweiterte man die Kapazität auf 57.000 Besucher. Ausgeschöpft wurde sie in den 50er-Jahren jedoch nie, die Leistungen der Löwen waren nicht dazu angetan, kurzzeitig versanken sie sogar im Mittelmaß der 2. Liga.

Gründungsmitglied der Bundesliga

Das änderte sich schlagartig, als 1961 der Trainer kam, der den TSV 1860 in eine bis dahin nicht gekannte Erfolgsspur führte: Max Merkel. Als der Österreicher an die Isar wechselte, plante man in Deutschland gerade die eingleisige Bundesliga mit 16 Vereinen. Der Konkurrenzkampf um die Berechtigung für das neue Fußball-Oberhaus war groß. Als hilfreich für die Löwen erwies sich, dass sie mit Merkel in der Saison 1962/63 süddeutscher Meister wurden. Das war nicht nur das Entrée-Billett für die Eliteklasse, sondern auch ein Prestige-Erfolg über den Lokalrivalen FC Bayern, der nicht zu den Gründungsmitgliedern der Bundesliga gehörte.

Max Merkel - der "Trainer mit Zuckerbrot und Peitsche"

Max Merkel - ein Österreicher, der die deutsche Fußballwelt polarisierte: Er formte die Löwen zu einer echten Spitzenmannschaft mit großartigen Spielern und genoss dadurch hohe Popularität. Die heute gängige harte Konkurrenz unter den Spielern beförderte er damals schon. Aber bei Merkel galt auch: Wer nicht "spurte", flog. "Ausmisten" war einer seiner Lieblingsbegriffe. Mit markigen Sprüchen wie "Ihr meint immer, ihr seid schon Meister, dabei seid's g'rad' erst Hausmeister", provozierte er seine Kicker. Da er sich dabei im Ton auch oft vergriff, wuchsen die Spannungen. Die Situation eskalierte in der Hinrunde nach dem Meistertitel von 1966. Fast alle Spieler sprachen sich gegen Merkel aus. Ende 1966 verließ er die Löwen. Immer dem Boulevard zugewandt, verdingte er sich nach dem Ende seiner Trainerlaufbahn als Zeitungskolumnist und Autor mehrerer Bücher, eines davon mit dem bezeichnenden Titel "Trainer mit Zuckerbrot und Peitsche". 2006 starb der gebürtige Wiener im Alter von 87 Jahren in Putzbrunn bei München.

Max Merkel - der "Trainer mit Zuckerbrot und Peitsche"

In der ersten Saison 1963/64 reichte es zwar "nur" zum siebten Liga-Platz, dennoch landeten die Löwen in den Jahren bis 1966 einen Coup nach dem anderen: 1964 holten sie den DFB-Pokal durch einen 2:0-Finalsieg über Eintracht Frankfurt. Damit qualifizierten sie sich für den Europacup der Pokalsieger, in dem sie bis ins Endspiel im Londoner Wembley-Stadion am 19. Mai 1965 vorstießen. Sie verloren es jedoch mit 0:2 gegen den Lokalmatadoren West Ham United.

Im Jahr darauf dann die Krönung: Am 28. Mai 1966 wurde der TSV 1860 München zum ersten und einzigen Mal deutscher Meister. Der Titel ging in jenem Jahr an eine betont offensiv ausgerichtete Mannschaft: Mit den legendären Stürmern Rudi Brunnenmeier und Friedhelm "Timo" Konietzka erzielten die Sechziger 80 Saisontore. Hinten hielt Petar "Radi" Radenkovic - die Torwart-Ikone der Löwen schlechthin - den Kasten (meistens) dicht.


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