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Porträt des Allgäuer Fotografen Christian Heumader Bergbauern-Kultur in Schwarz-Weiß

Almwirtschaft, Holzarbeit, die Milch, die Heustadel und Hütten und die Menschen im Allgäu, die dahinterstehen und bei denen sich die oft harte, dem Wetter ausgesetzte Tätigkeit in den Gesichtern widerspiegelt - der Allgäuer Christian Heumader hat selbst lange als Alphirte gearbeitet und weiß, wo er hinschauen muss. Als Fotograf dokumentiert er diese besondere Welt und hat im Eigenverlag Bildbände zu diesen Themen herausgebracht.

Von: Georg Bayerle

Stand: 14.08.2021 | Archiv

Landmenschen: Otto Waibel, Gunzesried, beim Melken | Bild: Christian Heumader

Vor allem die Heustadel sind eine Erinnerung an Zeiten, in denen alles noch Handarbeit war, und Zeugnisse einer Kultur, die am Verschwinden ist. Aber sie stehen noch da, teilweise windschief, oft vereinzelt in der Landschaft am Berg. Mit seinen Bildern will Christian Heumader sichtbar machen, welcher Wert in der alpinen Kulturlandschaft steckt - und sei es nur ein Holzbalken: zerfurcht, schrundig, von den Wettern zugerichtet, oft 100 bis 150 Jahre alt und zäh und ein Art Fels in der Brandung der Zeiten.

Gustl Rädler, Stein, bei der Heuarbeit

Heumaders Fotografien sind immer in Schwarzweiß und immer mit einem klaren Fokus auf die Textur der Gegenstände, umso deren natürlichen Wert spürbar zu machen: zum Beispiel den Wert der Bergmilch, ein Produkt aus satter alpiner Landschaft und der Tierhaltung, inklusive der Handgriffe, die dieses Leben mit der Natur fordert und jenseits des Wohltemperierten liegt. Je mehr man sich der Bilderfolge überlässt, desto mehr führen die Fotos von Christian Heumader hinein in eine Welt, die im Hier und Heute existiert, bei genauerem Hinsehen aber erscheint, als gehöre sie zu einem anderen Kontinent in einer anderen Zeit, in der die Menschen noch nicht so sehr Teil einer Freizeitgesellschaft waren, Urlaub oftmals nicht kannten, ohne sich darüber zu beklagen - als Arbeit vor allem Leben war und nicht etwas Lästiges.

Bernhard Hage, Untermaiselstein, beim Holzstrecken

Das Resultat dieses Arbeitslebens ist die alpine Kulturlandschaft, die Almen oder Alpen, wie sie im Allgäu heißen. Sie sind ein Sinnbild für den klugen und schonenden Umgang mit Ressourcen. Dazu gehört auch, dass nichts weggeworfen wird, weil sich immer noch etwas machen lässt aus den Dingen in der Tradition dieser Allgäuer „Mächelar“. Christian Heumader bemerkt allerdings auch bei den jungen Leuten eine gewisse Sehnsucht weg vom Konsumwahnsinn und hin zu ursprünglichen Lebensformen. So eine ursprüngliche Lebensform hat der Allgäuer Fotograf selbst gesucht. War es doch sein größter Schicksalsschlag, als der Bauernhof, den er mit seiner Frau aufgebaut hatte, abgebrannt ist. Das ursprüngliche Leben kennt Christian Heumader zudem aus seiner eigenen Hände Arbeit: Viele Sommer hat er als Hirte auf einer abgelegenen Alpe im Lechtal verbracht. Nun dokumentiert er kenntnisreich diese Bergbauern-Kultur in Schwarz-Weiß.

Die Bildbände von Christian Heumader sind im Bergwegverlag erschienen: https://www.bergwegverlag.de


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