Die Bergputzer von Salzburg! Damit nix von oben kommt
Wenn an diesem Wochenende die Salzburger Festspiele beginnen, dann geht es auch darum, dass den Besuchern kein Stein auf den Kopf fällt! Denn die Salzburger Altstadt liegt höchst dramatisch unter senkrechten Felswänden. Für die Sicherheit sind die „Bergputzer“ zuständig, eine eigene Abteilung der Salzburger Stadtverwaltung.
Das Klettermaterial haben Philipp Linkenthaler und seine Kollegen heute auf eine Felsrippe im Park von Schloss Hellbrunn geschleppt. Mit routinierten Handgriffen verankern sie an zwei kräftigen Baumstämmen die Seilsicherung und einen Flaschenzug. Mit Helm, Funkgerät und Hammer werden jetzt zwei Kletterer an zwei Seilen um ein paar Meter versetzt in die senkrechte Felswand abgelassen. Das geschieht in routinierter Gelassenheit. Anfangs war es anders, erinnert sich Harald, da war ihm schon mulmig, als er in die senkrechte Wand abgelassen wurde. Vor allem direkt am Mönchsberg über den Dächern und Kuppeln der Stadt ist das Bergputzen, wie sie es nennen, besonders delikat und wichtig zugleich.
Sehen, Hören, Fühlen
Von oben her tasten sie die Felswand ab und klopfen mit dem Hammer ans Gestein, um die Festigkeit zu prüfen. Wenn offensichtlich Risse durchs Gestein ziehen, werden sie untersucht. Mit dem Hammer klopfen die Bergputzer die Oberfläche ab und hören, ob es hohl klingt. Teilweise lösen sich dabei regelrechte Brocken aus der Felswand. Würden sie unkontrolliert abstürzen, wenn darunter jemand spazierengeht, droht Gefahr. Wenn die Bergputzer in die Wand gehen, wird unten weiträumig abgesperrt. Ist kein Sturzraum für Steine da ist, führen sie einen Sack mit. Unsichtbar für diejenigen, die von oben sichern, geben die beiden Bergputzer über Funk das Kommando, wenn sie wieder ein kleines Stück tiefer abgelassen werden sollen. Sie nutzen dafür die Namen ihrer historischen Vorbilder Jager und Hauser. Die Geschichte geht 350 Jahre zurück, und wie so oft war ein Unglücksereignis der Auslöser: Im Jahr 1669 gab es einen gewaltigen Felssturz am Mönchsberg; Menschen wurden getötet, Häuser zerstört. Danach erklärten sich zwei Arbeiter der Saline bereit, die Felsen regelmäßig zu kontrollieren.
Vom Unglücksfall zur Präventionsarbeit
Damit es hier nicht zu Unfällen durch Steinschlag kommt, gibt es in der Salzburger Stadtverwaltung eine eigene Truppe: die Bergputzer. Sie tun nichts anderes als die Felswände in und um Salzburg regelmäßig zu kontrollieren und das lose Felsmaterial wegzuputzen. Heute sind es rund ein Dutzend Männer, wie Harald hatten die meisten ursprünglich mit Klettern nicht viel am Hut, sondern wurden durch Mundpropaganda auf den ausgefallenen Beruf aufmerksam. In der Natur und am Fels unterwegs zu sein, macht für sie den Reiz aus.
Brüchiges Konglomeratgestein
Noch einmal rauscht ein waschmaschinengroßer Brocken herunter. Gerade das vorherrschende Konglomeratgestein, bei uns in Bayern Nagelfluh oder im Allgäu „Herrgottsbeton“ genannt, ist bruchanfällig. Durch Wind, Wetter und Frost entstehen Risse, dann können Felsbrocken abgesprengt werden. Daher klettern die Bergputzer alle Felswände in und um Salzburg einmal im Jahr ab und lösen das lockere Gestein aus den Wänden. In den Wintermonaten werden dann Sträucher und kleine Bäume entfernt, die mit ihren Wurzeln den Fels lockern könnten. So sorgen die Bergputzer das ganze Jahr über für Sicherheit unter den Felswänden in der historischen Stadt Salzburg und rundherum.